»Bin ich nur Gott, wenn ich nahe bin, – so GOTTES Spruch – bin ich nicht auch Gott, wenn ich fern bin?«
Jeremia 23,23
So an zentraler Stelle im Buch Jeremia in der Auseinandersetzung mit prophetischer Rede, d. h. Gottes Willen und Wort für eine Gegenwart, die Zukunft hat, aufzeigenden Rede.
»Gott heilt die zerbrochenen Herzens sind, und verbindet ihre Wunden.«
Psalm 147, 3
Als bedenkliches Symptom fasse ich es auf, dass mir als erste Assoziation zum Monatsspruch die – vermeintliche – Kritik dieses Satzes in der geläufigsten Rezeption von Dietrich Bonhoeffers Referat vom April 1933 »Die Kirche vor der Judenfrage« einfiel, wonach die Aufgabe der Kirche darin bestehe, »nicht nur die Opfer unter dem Rad zu verbinden, sondern dem Rad selbst in die Speichen zu fallen.«
»Du sollst dich nicht der Mehrheit anschließen, wenn sie im Unrecht ist.«
Exodus 23,2
Um deutlich zu machen, worum es mir geht, spitze ich das Gebot zu. »Du sollst dich nicht der Mehrheit anschließen, selbst wenn sie im Recht ist.«
»Fürchtet euch nicht! Bleibt stehen und schaut zu, wie der HEER euch heute rettet! «
Ex 14,13
Die Anweisung des Mose an das Volk Israel ist mir überaus sympathisch: stehen bleiben, zuschauen. Nicht aktiv werden, entscheiden, Verantwortung übernehmen, gestalten.
Ruhe bewahren, statt sich in den Mainstream rastloser Tätigkeit zu begeben.
Einatmen, das Leben empfangen, sich Gutes tun lassen, glücklich sein, selig sein. »Rien faire comme une bête, auf dem Wasser liegen und friedlich in den Himmel schauen, 'sein, sonst nichts, ohne alle weitere Bestimmung und Erfüllung' könnte anstelle von Prozess, Tun, Erfüllen treten.«(Theodor W. Adorno, Minima Moralia 208)
»Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles nützt. Alles ist mir erlaubt, aber ich soll mich nicht beherrschen lassen.« 1 Korinther 6,12
Das ist Paulus so wichtig, dass er es später wiederholt. »Alles ist erlaubt, aber nicht alles baut auf.« (10, 23). Kein Wunder. Christliches Leben ist ein Fest der Fülle, des »Alles«. Genauso, wie Jesus es im Blick auf Gottes Lebensmacht behauptet: »Alles ist möglich, dem der glaubt.« (Mk 9, 23)
»Als Herrn heiligt Christus in euren Herzen, stets bereit, jedem zu antworten, der Rechenschaft von euch fordert über eure Hoffnung« 1 Petrus 3, 15
Die Außenseiterpositionen von Christ*innen heute und zur Zeit des 1. Petrusbriefes (ca. 80 n. Chr.) sind verschieden. Dennoch wirken dessen Verse zum Zusammenhang von Heiligung, Hoffnung und Diskurs – damals wie heute – womöglich ähnlich anstößig. Denn sie widersprechen – damals wie heute – zentralen Ideologemen des herrschenden kulturellen Konsenses.
»Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier. Markus 16,6.
»Weiter, immer weiter«. Oliver Kahns Mantra zur Alltags- und Krisenbewältigung gibt treffend wieder, wie die gesellschaftliche Grundhaltung zur Lebensführung aussieht. In ökonomischer Steigerungsform müsste es sogar heißen: »Mehr, immer mehr«. Wachstumsbeschleunigung oder mindestens Wachstumschancen müssen gesetzlich gesichert werden. Sonst droht das Chaos. Ein Ausstieg aus der durchs immer weiter, immer mehr bestimmten (Lebens) Geschichte kann da nur abgedreht, weltfremd, irrsinnig wenn nicht gar »entsetzlich« sein.
»Alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit.« (2.Timotheus 3,16)
Der 2. Brief an Timotheus ist ein sehr persönlicher Brief des Paulus an seinen Schüler Timotheus. Zusammen mit dem ersten Brief an Timotheus und dem Brief an Titus bilden sie die sogenannten Pastoralbriefe. Briefe an die Leiter der Gemeinden, ihre Hirten (pastores) mit konkreten Anweisungen für die Gestaltung der Leitung im Gemeindeleben der jungen Christengemeinden.
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