Leuchten! Strahlen, die Welt erhellen, Licht sehen und teilen und nicht verzagen.
Mitarbeitende der Geschäftsstelle sowie aktuelle und ehemalige Stipendiat*innen veröffentlichen hier wöchentlich Gedanken zur Fastenzeit - nach den biblischen Wochentexten der Aktion 7 Wochen Ohne »Leuchten! Sieben Wochen ohne Verzagtheit« der evangelischen Kirche 2023.
Hier veröffentlichen Mitarbeitende der Geschäftsstelle sowie aktuelle und ehemalige Stipendiat*innen wöchentlich Gedanken zur Fastenzeit.
Fastenimpuls von Janosch Alze, Stipendiat
»Christus spricht: Ich lebe, und ihr sollt auch leben.«
Ostersonntag. Es ist sehr früh morgens. Viele Leute kommen mit Decken und dicken Jacken. Das Feuer ist vorbereitet und brennt. So spendet es wenigstens den Brüdern in ihren weißen Roben Wärme. Eine Lesung, ein Lied, eine Lesung, ein Lied. Und dann sieht man am Hang die ersten sonnengelben Flecken. Die Sonne dringt hervor, steigt auf. Sie taucht die Menge in Licht und Wärme, verkündigt die Auferstehung Christi. Dann gehen die Brüder, es wird gefrühstückt und das feierlichste Gebet des Jahres vorbereitet. Gloria in excelsis! Jubilate! Alleluia!
So wird in Taizé an Ostern in den Morgen gefeiert. Aus Dunkelheit wird Licht. Aus Trauer wird Freude. Aus Tod wird Leben. Und wenn nach sieben Wochen ohne Gloria und Alleluia, jedes Lied eines dieser Wörter enthält, dann erscheint das Leben in einem anderen Licht. Das Leben selbst wird gefeiert. Die Auferstehung von den Toten.
Fastenimpuls von Friederike Faß, Leiterin
»45 Von der sechsten Stunde an kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde. 46 Und um die neunte Stunde schrie Jesus laut: Eli, Eli, lama asabtani? Das heißt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?«
Was für ein Bild und was für ein tiefes Gefühl. Von allen guten Geistern verlassen. Von Gott selbst verlassen. Da ist nichts mehr, was trägt. Zumindest nichts, was zu sehen ist, denn mit der Gottesferne geht eine totale Finsternis einher.
Fastenimpuls von Felix A. Schlie, Stipendiat
»Wo du hingehst, da will ich auch hingehen.« (Rut 1,16-17)
Naomi wagt noch einen letzten Blick auf ihre Vergangenheit – ein Land das ihr nur Trauer und Schmerz gebracht hat. Seitdem sie wegen der Hungersnot hierher geflohen ist, hat sie alles verloren. Ihr Mann ist nach der Flucht gestorben. Ihre beiden Söhne hatten wenigstens noch Zeit zu heiraten, bevor auch sie Naomi entrissen wurden. Das hat ihr aber auch nicht geholfen: Ohne einen Mann, der die Familie versorgt, hat Naomi keine Zukunft mehr.
Naomi blickt zurück zu ihren beiden Schwiegertöchtern Ruth und Orpa. Sie sind noch jung. Nach ihren erfolglosen Ehen können sie nochmal heiraten, sich eine Familie aufbauen und damit soziale Sicherheit verschaffen. Für Naomi ist jede Hilfe zu spät. Für diese alte Schachtel gibt es keine Hoffnung mehr.
Fastenimpuls von Judith Neuenhausen, Stipendiatin
Matthäus 5,14–16: »14 Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. 15 Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind. 16 So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.«
Wie steht es um die Welt, in der wir leben? Schreckliche Nachrichten überschlagen sich. Wir hören von Krieg, von diktatorischen Regierungen, von katastrophalen Erdbeben, von Pandemien, von Hungersnöten, von Armut und Flucht.
Fastenimpuls von Dorothee Rilling, Stipendiatin
»Der HERR segne dich und behüte dich. Der HERR lasse sein Angesicht über dich leuchten und sei dir gnädig. Der HERR wende sein Angesicht dir zu und schenke dir Frieden.«
Besondere, salbungsvolle Worte. Meine erste Assoziation ist das Ende des Gottesdienstes. Die Pfarrerin hebt die Arme und spricht die Worte. Ich fühle mich geborgen und freue mich über das Ritual.
Was sind das für schöne Worte! Ich soll gesegnet und behütet sein, ein Angesicht soll über mir leuchten, sich mir zuwenden. Gott will mir gnädig sein und mir seinen Frieden schenken!
Fastenimpuls von Viktoria Kemenah, Stipendiatin
Die Israeliten sind in Bedrängnis. Die Philister bedrängen sie. Der Riese Goliat ist ein berühmter Kämpfer. Und er ist riesig und wahnsinnig stark. Er fordert einen der Israeliten zum Kampf heraus. Vor ihm und vor diesem Kampf fürchten sie sich. Sie haben vor diesem Goliat Angst. (1. Sam 17,4-11 -> Erzählung von David und Goliat)
Die Israeliten haben Angst. Ich habe Angst. Du hast Angst. Wir alle haben Ängste. Die Angst der Israeliten können wir auf Anhieb vermutlich besser benennen. Sie haben Angst vor Goliat.
Kannst Du deine Angst auch so klar benennen?
Fastenimpuls von Friederike Pank, Altvilligsterin
Auf den ersten Blick scheint Genesis 1, 1-5 geprägt zu sein von Dichotomien: Himmel und Erde, Finsternis und Licht, Tag und Nacht, gut und nicht gut.
Licht, so lesen sich die Zeilen, konnte es nur werden, weil Gott es Finsternis, Wüste und Leere gegenüberstellen konnte. Auf den zweiten Blick aber kommt in mir die Frage auf: Wie lassen sich Abend und Morgen – die Zeiten des Übergangs – in dieser Logik der Gegenüberstellung verorten?