Mit Ängsten spielen – Horror in Film und anderen Medien
Seit seiner Anfangszeit besteht die Kunst des Horrors darin, seine Rezipient*innen zu Angst und Ekel zu verführen und sie diese Affekte gleichzeitig als genussvoll erleben zu lassen. Ermöglicht wird dies durch das Ausloten und Überschreiten von Grenzen – sei es im Hinblick auf das Aufrufen von Bedrohungsszenarien, Figurationen des Monströsen oder die Exzessivität von Gewaltdarstellungen. Dabei sind diese Grenzüberschreitungen kein Selbstzweck, sondern erfüllen relevante gesellschaftliche Funktionen. Denn Horror dient als Projektionsfläche kultureller Wunsch- und Angstvorstellungen sowie als geschütztes Experimentierfeld für die Thematisierung von Tabus und Extremen.
Diesem Verständnis von Horror als medial und kulturell bedeutsamem Phänomen folgend, legt das Seminar seinen Schwerpunkt auf filmischen Horror. Dabei soll zunächst ein näheres Verständnis von Phänomenen des Monströsen, Unheimlichen und Abjekten geschaffen werden. Davon ausgehend gilt es zu beobachten, wie mit medienspezifischen Mitteln Horror erzeugt wird. Einerseits ist es wichtig, eine historische Perspektive einzunehmen, um auszudifferenzieren, welche Entwicklungen der filmische Horror genommen hat, etwa was den »postklassischen« Horror (»Saw«) vom »klassischen« Horror der 1930er-Jahre (»Dracula«) unterscheidet. Andererseits ist eine (Sub-)Genreperspektive notwendig, denn der Monsterfilm (»Frankenstein«), der Slasher (»Halloween«) oder der Splatterfilm (»The Sadness«) besitzen jeweils andere Inszenierungsformen des Horrors.
Obwohl der Schwerpunkt des Seminars auf dem Film liegt, ist der Blick auf andere Medien wichtig, um zu verstehen, dass der filmische Horror nie im Vakuum existiert, sondern dass daran stets mediale Einflüsse beteiligt sind. Der Blick des Seminars fällt dabei vor allem auf das Computerspiel, da dieses sich als dem Film nachfolgende relevante mediale Form in die Tradition des Horrors einreiht.
Im Seminar soll gemeinsam über die Bedeutungen des Horrors nachgedacht werden. Die Seminarteilnehmenden sollen dazu befähigt werden, zentrale Themen und Konzepte der (medienkulturwissenschaftlichen) Horrorforschung benennen, kontextualisieren und reflektieren zu können. Auf dieser Basis sollen sie in Transferleistungen vorab definierte, aber auch selbst gewählte mediale Beispiele analytisch untersuchen und kritisch darüber diskutieren.
Im Mittelpunkt des Seminars steht eine Mischung aus gemeinsamer Lektüre und Arbeit mit medialen Beispielen, Kurzpräsentationen der Teilnehmenden und Diskussionsrunden. Die Sichtung von Film(ausschnitt)en und das Spielen von Games im Seminar sorgen dabei für eine gemeinsame Materialkenntnis.
Kenntnis des Gegenstands ist nicht vonnöten; vorausgesetzt sind allerdings Wille und Fähigkeit, gegebenenfalls explizite Darstellungen zu ertragen und sich auf sie einzulassen!
Seminarleitung: Dr. Peter Podrez, Stephanie Lotzow
Anmeldestart und Anmeldeschluss: Wird im Intranet bekannt gegeben