Fandom als Gegenstand der Forschung. Oder: Was wir von Fans lernen können
Fankultur kennt viele Erscheinungsformen. Getauschte Armbänder bei Taylor Swift-Konzerten, bunte Schals im Fußballstadion, Cosplay auf der Fantasy Convention, sorgsam gepflegte Inhalte von Glasvitrinen, Remix-Videos und Kunsthandwerk zeugen jeweils von großer Leidenschaft für einen Gegenstand, eine Erzählung oder Person. Zumeist geht solche Begeisterung, die Auslebung des Fantums, mit der Investition größerer Mengen von Zeit und Geld einher und löst bei Unbeteiligten Kopfschütteln aus. Was den einen unverständlich ist, ist den anderen eine eigene Welt, Gemeinschaft, Orientierung, Verbindung und Sinn.
In den frühen 1990er-Jahren nahmen die angloamerikanischen Fan Studies als Unterdisziplin der Cultural Studies Fankulturen erstmals genauer in den Blick, und zwar mit all ihren kritischen, produktiven und kreativen Dimensionen, da das öffentliche Bild von Fans damals vor allem ein negatives und pathologisches war. Das Feld hat seither wissenschaftliche Etablierung erfahren und zahlreiche Positionen sowie Untersuchungsgegenstände erschlossen. Fankulturen sind interdisziplinär interessant, denn sie sind nicht nur medial und kulturell vielseitig, sie stellen auch eine große Kaufkraft dar und sind Indikatoren für Innovation und Erfolg kulturwirtschaftlicher Produkte (Relevanz zum Beispiel für Wirtschaftswissenschaft und Kulturökonomie). Außerdem stellen Fans auch hochmotivierte Wissens- und Lerngemeinschaften dar (Relevanz zum Beispiel für didaktische und pädagogische Zusammenhänge).
Das Seminar adressiert sowohl die Entstehungskontexte der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Fans als auch die Produktivität der Erkenntnisse der Fan Studies für vielfältige gesellschaftliche und wissenschaftliche Kontexte.
Es gilt gemeinsam herauszufinden, was wir lernen – über Gesellschaft, Kultur und Medien –, wenn wir in den Blick nehmen, welche Formen Begeisterung annehmen kann. Studierende sind hierbei herzlich eingeladen, ihnen bekannte Beispiele aus Sport-, Medien-, Literatur-, Musik- und PC-Games-Fantum einzubringen, also auch die eigene Begeisterung zu nutzen und gemeinsam zu diskutieren.
Dieses Seminar legt Wert auf Methodenvielfalt. Es wird sowohl Textarbeit und Textdiskussion im Plenum anhand von Beispielen und vorab eingereichten Fragen der Studierenden geben als auch Input durch Impulse (medial und Vorträge der Dozentin). Zusätzlich wird durch forschendes Lernen unter Anleitung Raum für persönliche Forschungsinteressen sein, zum Beispiel durch strukturierte Medienanalyse, Erprobung und Überprüfung der durch Textarbeit erworbenen Kenntnisse am jeweils vorgegebenen Gegenstand, Entwicklung eigener Fragestellungen und Thesen zur Relevanz und Reichweite von Fan-Phänomenen aus jeweils eigener disziplinärer Perspektive der Studierenden und Diskussion im Plenum.
Seminarleitung: Dr. Sophie Einwächter
Anmeldestart und Anmeldeschluss: Wird im Intranet bekannt gegeben