F4 | Spürsinn – Erfassen intuitiver Erkenntnis- und Dialogprozesse mit Praktiken künstlerischen Forschens
Im Resonanzgeschehen mit unserer Umgebung – im Miteinander, im Umgang mit Materialien, Texten, Medien, Dingen, Architektur und Landschaft – finden wir Inspiration und treffen unzählige intuitive Entscheidungen, die über künstlerische Forschungsinstrumente erfasst und nachvollzogen werden können.
Der Einbezug gespürten Erlebens setzt eine Versprachlichung des Erfahrenen voraus. Über die mikrophänomenologische Gesprächs- und Selbstreflexionsmethode (Petitmengin) sowie deren Erweiterung um eine Tastkomponente (Mark) lassen sich Zugänge zu Bereichen der Wahrnehmung sowie deren Versprachlichung eröffnen, die uns bislang verschlossen schienen. Wo wir bisher (noch) nicht genau wussten, »wie wir genau sagen sollen«, lässt sich ein Vokabular für die Beschreibung performativen Geschehens und eigener Regungen entwickeln, das Facetten von »Berührt«- oder »Bewegt«-Sein differenziert beschreiben lässt und den Wortschatz für die Verbalisierung gespürter Regungen und zur Erfassung des Gewahrwerdens von Gefühlseindrücken nachdrücklich erweitert. Über den Einbezug einer Tastkomponente ist zudem ein erweiterter Zugriff auf dynamisches Erinnerungsgeschehen möglich.
Angesiedelt an der Schnittstelle von rationalem und konkret spürbarem Erleben greifen wir zur praxistheoretischen Reflexion auf Ansätze des Embodied Critical Thinking zurück, die über das körperleibliche Spüren eine vertiefte Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen, künstlerischen und / oder sozialen Prozessen anregen.
Nach der Einführung in die mikrophänomenologische Gesprächstechnik wird Einblick in die Vielfalt künstlerischer Forschungsverfahren und -praktiken gegeben, deren Potenzial wir in experimentellen Settings erkunden.
Praktische Impulse aus dem Feld der Performance Art sind integraler Bestandteil der Seminarstruktur und eröffnen körperleibliche Zugänge zur Dynamik von (handlungsleitenden) Denk- und Wahrnehmungsstrukturen. Gemeinsam mit der Künstlerin Evamaria Schaller schaffen und gestalten wir performative Erfahrungsräume, in denen kokreativ Körper, Konzepte, Material und Mitwelt in ihrer Komplexität erkundet und explorativ erschlossen werden.
Prozessbegleitend treten wir in einen Austausch über das Erfahrene einschließlich der wechselseitigen Durchdringung von Theorie und Praxis ein. Darüber hinaus sind der Besuch einer Gastkünstler*in sowie eine Exkursion geplant.
Die Anmeldung erfolgt über das Intranet.