Fastenimpulse

Fastenimpuls von Felix A. Schlie, Stipendiat

Kleopas ist am Ende. Für ihn ist vor drei Tagen eine Welt zusammengebrochen. Er hat nämlich einen Freund verloren. Eigentlich war Jesus sogar viel mehr als ein Freund. Er hatte Kleopas' gesamtes Leben verändert. Ihm ist Kleopas bis nach Jerusalem gefolgt. Er hat Wunder gewirkt und Kleopas' Glauben revolutioniert. Er wollte Gottes Reich auf Erden herbeiführen. Kleopas hätte nie gedacht, dass es so enden wird. Aber Jesus ist tot. Er wird nicht wiederkommen. Das sind die harten Fakten, die Kleopas akzeptieren muss.

Es bleibt Kleopas nichts anderes übrig als aufzugeben. Zusammen mit Thekla, einer anderen Jüngerin, macht er sich auf den Weg nach Emmaus. Ohne Jesus hat es keinen Sinn, noch länger in Jerusalem zu verharren. Seine Hoffnung ist mit Jesus am Kreuz gestorben. Seine Träume hat er mit Jesus begraben. Einige Jüngerinnen meinten sogar, dass selbst der Leichnam aus dem Grab gestohlen wurde. Ihm bleiben also nur die Erinnerungen an eine Zeit, die nicht wiederkommen wird.

Auf dem Weg unterhält Kleopas sich mit Thekla. Sie versuchen die Ereignisse der letzten Tage zu begreifen. Einen Sinn in seinem Sterben zu sehen. Etwas zu finden, dass ihnen wieder Hoffnung gibt. Doch in seinem Schmerz kommt Kleopas immer wieder auf die gleiche Frage zurück: Wo ist Gott? Warum hat er sie verlassen?

Ein Fremder kommt zu Kleopas und Thekla. Auch er ist auf dem Weg nach Emmaus und sie beschließen, den Weg gemeinsam zu gehen. Der Fremde fragt, was sie bedrückt. Kleopas ist etwas erstaunt, dass der Fremde nichts von den Ereignissen in Jerusalem nichts mitbekommen hat. So beginnt er von Jesus zu erzählen. Wie sie ihn festgenommen, verurteilt und schließlich gekreuzigt haben.

»Wer ist denn dieser Jesus?«, fragt der Fremde. Thekla erzählt ihm von der Zeit, als sie Jesus gefolgt sind. Von den Gleichnissen, die er erzählt hat. All den Menschen, denen er geholfen hat. Den Wundern, die er bewirkt hat. Auch Kleopas erzählt von dem ersten Mal, als Jesus ihm begegnet ist. Wie er von seiner Vision erfüllt war. Von der Hoffnung die in seinen Worten war. Am selben Tag noch, hat Kleopas beschlossen, seine Heimat zu verlassen und ihm nachfolgen. In Kleopas kommt die gleiche Begeisterung wie damals wieder auf. Für einen Moment vergisst er sogar seine Trauer.

»Aber das alles ist jetzt vorüber«, fragt der Fremde. Thekla erzählt ihm von der Zeit, als sie Jesus gefolgt sind. Von den Gleichnissen, die er erzählt hat. All den Menschen, denen er geholfen hat. Den Wundern, die er bewirkt hat. Auch Kleopas erzählt von dem ersten Mal, als Jesus ihm begegnet ist. Wie er von seiner Vision erfüllt war. Von der Hoffnung die in seinen Worten war. Am selben Tag noch, hat Kleopas beschlossen, seine Heimat zu verlassen und ihm nachfolgen. In Kleopas kommt die gleiche Begeisterung wie damals wieder auf. Für einen Moment vergisst er sogar seine Trauer. , sagt er. »Jesus ist tot. Er wird nicht wiederkommen.«

»Was lässt dich das sagen?«, entgegnet der Fremde. Jetzt fängt er an zu erzählen. Von den Verheißungen, die in der Bibel stehen. Von dem Leid, das der Messias erdulden musste. Aber auch, dass er auferstehen wird. Bevor Kleopas es merkt, ist er in einer Diskussion mit dem Fremden vertieft. Von Mose bis zu den Prophet*innen legen sie die Bibel aus. An so vielen Beispielen erläutert der Fremde seinen Punkt. Dass Gott sie nicht verlassen hat. Dass er selbst in der finstersten Zeit zu seinem Volk hält. Und Kleopas ist sogar bereit, ihm zu glauben.

Es wird noch einige Zeit dauern, bis Kleopas realisiert, mit wem er hier spricht. Er erkennt das Wunder nicht, selbst wenn es direkt neben ihm läuft. Das macht Trauer mit einem. Sie konstruiert eine Realität, in der die glücklichen Momente nur vorübergehend sind. Hoffnung wird enttäuscht.

Jeder Lichtblick vom Dunkel verschluckt. Kleopas wagt noch nicht mal zu glauben.

Davon lässt Gott sich aber nicht beirren. Ganz unverhofft tritt er in Kleopas' Leben. Als ein Fremder, der ihm zufällig über den Weg läuft. Er begleitet ihn auf seinem Weg, so lange bis Kleopas endlich wieder Hoffnung findet. Und tatsächlich: Wenn sie in Emmaus ankommen, dann wird Kleopas auch Jesus erkennen. Die Ostergeschichte ist damit nicht vorbei. Die Geschichte der Jünger*innen geht weiter.

Als ich diese Textauswahl zum ersten Mal gesehen habe, habe ich mich ehrlich gesagt etwas gewundert. Gleich in der ersten Fastenwoche die Emmausgeschichte? Haben wir etwa schon Ostern? Nein. Aber wir wissen, dass Ostern kommt. Wir wissen, dass Karfreitag nicht das Ende ist. Und eigentlich weiß Kleopas das auch. Die Bibel ist voll von Versprechen, dass Gott am Ende alles zum Guten wendet. Also wenn Ihr durch die kommende Passionszeit geht, Euch vielleicht gerade auf Eurem eigenen Weg nach Emmaus befindet, vergesst das bitte nicht. Ihr wisst ja, wie es enden wird.



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