S7 Solidarisch aus der Krise – Demokratie neu denken

Kooperationsseminar Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk und Rosa-Luxemburg-Stiftung

Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Demokratie aktuell einer Vielzahl an Krisen gegenübersteht. Mit der Verbreitung von Desinformation, Lügen und Verschwörungsmythen versuchen demokratiefeindliche Akteur*innen die Gesellschaft zu spalten und falsche Beschuldigte für die sozialen und politischen Verwerfungen auszumachen. Demokrat*innen müssen sich also dringend der Frage stellen: wie lassen sich solidarische Bündnisse in Zeiten der Krise schmieden, um den Angriffen auf die Demokratie entschieden entgegenzutreten. In dem von ELES und Rosa-Luxemburg-Stiftung gemeinsam konzipierten Workshop soll es um Aufklärung, Solidarität und Netzwerken gehen. Wir wollen die diversen Krisenerfahrungen von Betroffenen in den Vordergrund rücken und die verbindenden Elemente darin suchen. Darüber hinaus sollen demokratische Instrumente zur Krisenbewältigung auf den Prüfstand gestellt und Lösungswege entworfen und diskutiert werden. Ziel ist es, Demokratie wieder bzw. neu zu denken.

Die Klimakrise, der Krieg in der Ukraine, der Sturm auf das Kapitol in den Vereinigten Staaten und auf die Regierungsgebäude in Brasilien, die Übernahme von Regierungsverantwortung von faschistischen und rechtsnationalen Parteien wie in Ungarn, Italien und Schweden, die Corona-Pandemie – diese und weitere Beispiele zeigen sehr deutlich, dass die Welt von multiplen Krisen erschüttert wird.

Je komplexer die Welt wird, je offensichtlicher die Krisen zutage treten und je weniger die Politik die geeigneten Antworten zur Bewältigung dieser Krisen findet, umso stärker sehnen sich immer mehr Menschen nach einfachen Lösungen. Die Aufteilung in »Gut« und »Böse«, »Freund« und »Feind« demonstriert das Bedürfnis nach Komplexitätsreduktion und die Sehnsucht nach dem vermeintlichen besseren »Gestern«. Vergangenes (und Verlorenes) wird ebenso idealisiert wie das Narrativ eines funktionierenden nationalen und kulturell homogenen Staates.

Von solchen Weltverklärungen profitieren nicht die Menschen, die sich in ihrer Sicherheit und in ihrer (ökonomischen) Existenz bedroht fühlen, sondern demokratiefeindliche Akteur*innen, die die Krisen mit der Verbreitung von Desinformationen und Verschwörungsmythen befeuern, um Profit daraus zu schlagen. Im Mittelpunkt ihrer Krisenrhetorik stehen Minderheiten und Communities, die unter Generalverdacht gestellt werden, verantwortlich für die Krisen zu sein. Während so die Bedürfnisse nach einer besseren Zukunft im Gestern befriedigt werden, erleben die i.d.R. ohnehin schon von politischer-ökonomischer-sozialer Teilhabe ausgeschlossenen Menschen weitere Diskriminierungen.

Der Weg aus der Krise ist alles andere als einfach. Zunächst einmal müssen Krisenerfahrungen benannt sowie die Strategien demokratiefeindliche Akteur*innen und deren Instrumente / Strategien identifiziert werden. Zudem muss es darum gehen, alle Betroffene zu stärken. Dies gelingt nicht nur durch Solidaritätsbekundungen, sondern vor allem dadurch, dass die Demokratie (wieder) zum Leben erweckt wird. Das Narrativ der »Alternativlosigkeit« muss durchbrochen werden. Die Teilhabe an demokratischen Prozessen sowie der Aufbau und die Verstetigung von demokratischen Netzwerken (Parlamente, NROs etc.) bilden hierbei das Fundament.

In dem von ELES und Rosa-Luxemburg-Stiftung gemeinsam konzipierten Workshop soll es um Aufklärung, Solidarität und Netzwerken gehen. Wir wollen die diversen Krisenerfahrungen von Betroffenen in den Vordergrund rücken und die verbindenden Elemente darin suchen; z.B. das Gefühl, von verschwörungsideologisch motivierten Terroranschlägen bedroht zu sein. Darüber hinaus sollen demokratische Instrumente zur Krisenbewältigung auf den Prüfstand gestellt und Lösungswege entworfen und diskutiert werden. Ziel ist es, Demokratie wieder bzw. neu zu denken. Denn die Demokratie ist die einzige Herrschaftsform, in der Partizipation, Pluralität und Freiheit möglich ist – für alle Menschen.

Seminarleitung:

Katrin Osterloh ist seit Mai 2023 Projektreferent*in im Aktionsprogramm »Nie Wieder!? Gemeinsam gegen Antisemitismus und für eine plurale Gesellschaft!« des Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerks. Sie arbeitete viele Jahre als Bildungsreferentin und Moderatorin im Bereich Diversität, Antidiskriminierung & Empowerment sowie als Systemische Coachin und Trainerin für Wertschätzende Kommunikation (GFK).

Robin Bell (B.A. Linguistik, M.A. in Pädagogik sowie ZQ Gender und feministische Wissenschaft) sensibilisiert, berät und empowert zu den Themen Rechtsextremismus, Verschwörungserzählungen, braune Esoterik und Antifeminismus. Im Rahmen eines Projekts der Fachstelle FARN, gefördert vom BMFSFJ, forscht Robin zu Einstellungen und Erfahrungen mit gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit und rechten Akteur*innen unter Studierenden der grünen Berufe. 

Ansprechpersonen:

Paul Heuer, Programmreferent »Nie wieder!? Gemeinsam gegen Antisemitismus & für eine plurale Gesellschaft« beim Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk.

Christoph Lammers, Referatsleitung für die Studienförderung im Studienwerk der Rosa-Luxemburg-Stiftung.

Anmeldebedingungen und organisatorische Hinweise