S8 Innovationsfeld Demokratie: Chancen, Grenzen und Perspektiven partizipativer Kultur

Kooperationsseminar von der Stiftung Begabtenförderung berufliche Bildung und der Stiftung der Deutschen Wirtschaft

Die großen Herausforderungen der Gegenwart – darunter ökologische Stabilität, Gesundheitsschutz und Nahrungssicherheit – konfrontieren Demokratien weltweit mit der Frage ihrer Zukunftsfähigkeit. Der Erwartungsdruck ist enorm: Wie überzeugend ist das westliche Demokratiemodell im Zeitalter potenzierter globaler Gefahren? Wie lassen sich der Dialog und die Zusammenarbeit zwischen Bürger*innen und Politik innovativ erneuern? Welches Potenzial der Problemlösung eröffnen partizipative Verfahren? 

Das Seminar widmet sich den Prämissen, Praktiken und Erfahrungen demokratischer Teilhabe und wirft einen kritischen Blick auf den Aushandlungsprozess, der demokratischen Entscheidungen zugrunde liegt.

Im einem ersten Schritt soll erfahrbar gemacht werden, mit welchen Verfahren demokratische Aushandlungsprozesse, in denen Interessen formuliert und abgewogen werden, innovativ und zielführend gestaltet werden können. Auf der regionalen (aber durchaus auch auf der nationalen) Ebene ist das Instrument des Bürger*innenrats ein in den letzten Jahren vermehrt genutztes Format. Es ermöglicht eine unmittelbare Beteiligung aller Bürger*innen und gibt ihnen die Möglichkeit, ihre Interessen selbst zu vertreten. Auch im Bürger*innenrat entscheidet eine Mehrheit, jedoch finden Minderheitenpositionen ebenso Gehör und ggf. zumindest partielle Berücksichtigung, was die Akzeptanz getroffener Entscheidungen deutlich erhöht.

Im ersten Seminarteil eröffnen wir den Stipendiat*innen nach einer grundlegenden Einführung in das Instrument des Bürger*innenrats die Möglichkeit, im interaktiven Austausch den Prozess mit allen seinen Stärken (und Schwächen) näher kennenzulernen. Bürgerrats-Expert*innen von Klimamitbestimmung (www.klimamitbestimmung.de) und EsgehtLOS (www.esgehtlos.org) geben dazu vertiefte Einblicke in ihre praktische Arbeit in unterschiedlichen Bürger*innenräten. Abschließend zeigen wir mit dem Freiburger Modell »BürgerratPLUS« noch eine Perspektive auf, wie das Instrument in Zukunft weiterentwickelt werden kann. 

In einem zweiten, reflexiv ausgerichteten Schritt widmet sich das Seminar aktuellen Theorien, Debattenbeiträgen und normativen Orientierungen in der Bewertung, Belebung und Neuausrichtung demokratischer Kultur. Wie robust sind Demokratien im Zeitalter globaler ökologischer Krisen? Warum hat das Modell liberaler Demokratie an Überzeugungskraft verloren? Wie gelingt das neue Wir, wenn traditionelle Begründungsmuster immer stärker in die Defensive gelangen? Der zweite Seminarteil gewährt daher einen Überblick über Ausgangsüberlegungen, Diagnosen und Perspektiven der Postdemokratie-Debatte, lässt Vertreter*innen der Wissenschaft, Zivilgesellschaft und politischen Praxis in ihren Einschätzungen und Erfahrungen zu Wort kommen und diskutiert Zukunftsperspektiven der demokratischen Praxis unter dem zentralen Gesichtspunkt der Teilhabe.

Seminarleitung:
Jörg Hülshörster ist Referent im Studienförderwerk Klaus Murmann der sdw. Er hat VWL an der WWU Münster studiert und war danach u.a. für das brandenburgische Umweltministerium tätig. Hier hat er am Aufbau eines internationalen Bildungs- und Begegnungszentrums mitgearbeitet. Über sein Interesse an Bildungsthemen kam er anschließend zur sdw, an der er besonders den immer wieder inspirierenden Austausch mit engagierten Stipendiat*innen schätzt.

Thorsten Philipp, Dr. phil., Politologe und Romanist, ist wissenschaftlicher Referent im Präsidium der TU Berlin. Seine Aufgabe umfasst die Entwicklung und Förderung transdisziplinären Lernens am Kreuzpunkt von Universität, Wirtschaft, Kultur, Politik und Zivilgesellschaft. Thorsten Philipp lehrt an den Universitäten Lüneburg, Freiburg und Passau. In seiner Forschung analysiert er Popmusik als Resonanzraum politischer Kommunikation.

 

Anmeldebedingungen und organisatorische Hinweise