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Promotionsprojekt
»Biologie und Zeit als Gegenstand kryotechnologischer (Vor-)Sorge – Von der Pausierung bio-chemischer Prozesse zur Entzeitlichung der Biologie?«
Die Möglichkeit durch kryotechnologische Verfahren bio-chemische Prozesse zu stoppen und in der Zukunft dem Leben dienbar zu machen, nimmt nicht nur auf vielfältige medizinische Anwendungen Einfluss. Denn mit der kryotechnologischen Aufbewahrung biologischen Materials geht ein spezifisches Verständnis des biologischen Lebens einher, das Leben als potentiell pausier- und wieder fortsetzbar bestimmt – und eine neue Form des planenden Umgangs mit biologischem Material und damit des Lebens in Aussicht stellt. Das kältetechnologische »Stoppen« des Lebens in Form bio-chemischer Prozesse kann als Versuch der kältetechnologischen Intervention in die individuelle Lebensgestaltung gedeutet werden, für die eine, den menschlichen Körper bzw. Leben, in Zellen, Gewebe und bio-chemische Prozesse fragmentierende Perspektive grundlegend ist.
Ziel des Dissertationsvorhabens ist es, die sich hier andeutende kryotechnologisch ermöglichte Veränderung des Verhältnisses von Gegenwart und Zukunft durch das vorsorgende „Anlegen“ von biologischem Material für eine mögliche, aber ungewisse Zukunft und den mit derartigen Verfahren einhergehenden gesellschaftlichen Implikationen zu untersuchen. Gefragt wird
- welche (neuen) Formen und Gegenstände von, durch kryobiologische Erkenntnisfabrikation initiierter, (Vor-)Sorgeoptionen entstehen,
- wie derartige (vor)sorgende Zukunftsbezüge sowohl hinsichtlich der Antizipation der Risiken als auch ihrer (vermeintlich) vorsorgenden Lösungen zu charakterisieren sind und
- worauf sie in gesellschaftlicher Hinsicht verweisen.
Im Zuge dessen wird auch gefragt, ob und inwieweit derartige Verfahren auf Veränderungen gesellschaftlicher Zeitverhältnisse hinweisen oder diese bedingen. Um den Bezug zwischen Gegenwart und antizipierter Zukunft zu fokussieren, wird eine sozialtheoretische Fundierung durch das Konzept der Sorge gewählt. Im Zentrum steht also das Verhältnis der Sorge um einen zukünftig potentiell gefährdeten biologischen Körper und der kryotechnologischen, auf den Körper bezogenen biologisch-technischen Vorsorge und damit verbundenen Vorstellungen von Zeit, Leben und Körper.
Kurzvita
Isabelle Bosbach ist seit Februar 2020 Stipendiatin des Evangelischen Studienwerks e.V. Villigst im Promotionsschwerpunkt »Dimensionen der Sorge«. Seit Oktober 2019 promoviert sie am Lehrstuhl für Sozialwissenschaftliche Theorie an der Carl von Ossietzky Universität in Oldenburg und ist seit November 2017 als wissenschaftliche Mitarbeiterin für das Wissenszentrum Interkultur an der Ev. Hochschule RWL beschäftigt. Zuvor studierte sie Soziale Arbeit (B.A.) und Sozialwissenschaftliche Innovationsforschung (M.A.) und beschäftigte sich in diesem Rahmen vor allem mit wissenssoziologischer Theorie und Forschung.