Nicole Kirschbaum

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Promotionsprojekt

»Carol Gilligans Ethics of Care. Perspektiven für die Religionspädagogik.«

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Carol Gilligan hat aus der Kritik an klassischen strukturgenetischen Entwicklungspsychologien heraus das Konzept der Ethics of Care entwickelt. Ihr fällt auf, dass Mädchen und Frauen in Kohlbergs Modell zum moralischen Urteil, das sich an der Maxime der Gerechtigkeit orientiert, niedriger eingestuft werden als Jungen und Männer. Sie zeigt auf, dass die Arbeiten von Jean Piaget und Lawrence Kohlberg zwar auf der Arbeit mit einer rein männlichen Stichprobe basieren, aber dennoch Universalitätsanspruch erheben. Im Anschluss an diese Beobachtung entwickelt sie neben der Gerechtigkeitsperspektive eine zweite Perspektive für moralische Urteile: die Ethics of Care.

Menschen, die aus der Perspektive einer Ethics of Care urteilen und handeln, orientieren sich nicht wie bei der Gerechtigkeitsperspektive primär an festgeschriebenen Gesetzen und Normen. Bei moralischen Entscheidungen kommt es ihnen vielmehr auf die Beziehung des Selbst zu den Mitmenschen an. Ein Urteil ist entsprechend kontextgebunden. Sowohl das Zeigen von Anteilnahme als auch das Wahrnehmen der Verantwortlichkeit im sozialen Beziehungsgeflecht stehen im Fokus. Gilligan weist durch die von ihr postulierte Pluralität in der menschlichen Kognition darauf hin, dass die universalistische Perspektive Kohlbergs zu relativieren ist.

Es ist anzunehmen, dass eine kritische Rezeption der Ethics of Care von Carol Gilligan wichtige Impulse für die Religionspädagogik vermitteln kann, wie dies bereits im Bereich der Pflegewissenschaft der Fall ist. Die grundlegenden Fragen der Studie sind dabei folgende: Inwiefern unterscheidet sich Carol Gilligans Ethics of Care von einer strukturgenetischen kognitivistischen Entwicklungspsychologie? Worin liegen die Stärken und Schwächen ihrer Theorie? Wie können die beiden Perspektiven Gerechtigkeit und Care im Religionsunterricht im Umgang mit biblischen Texten, ethischen Konflikten und persönlichen Identitätsfragen der Schülerinnen und Schüler fruchtbar gemacht werden?

Kurzvita

portrait nicole gottschling

Nicole Kirschbaum hat an der Ruhr-Universität Bochum Evangelische Theologie und Französisch (romanische Philologie) studiert und 2016 den Grad des Master of Education für die Sekundarstufen I und II erlangt.