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Jahresprogramm 2025
Für alle Stipendiat*innen, Altvilligster*innen / Haus Villigst

Sexualisierte Gewalt in der evangelischen Kirche: Emotionale Folgen im Lebenslauf

Sommeruniversität

Dieses Seminar will ein Grundverständnis davon vermitteln, welche Folgen die Erfahrung sexualisierter Gewalt für Betroffene haben kann. Wir wollen über Traumafolgen sprechen, die sich körperlich, seelisch und emotional ausdrücken und viele Jahre, mitunter ein Leben lang, Auswirkungen auf ihre Beziehungen, auf ihren Beruf, ihre Sexualität, Gesundheit und andere Bereiche haben können. Das kann sich zum Beispiel in Bindungsschwierigkeiten äußern, in Angststörungen, Depressionen oder Suchterkrankungen, in dissoziativen Zuständen oder Suizidgefährdungen.

Betroffene haben durch sexualisierte Gewalt eine tiefe Erschütterung ihres Vertrauens erfahren. Oft werden sie durch die/den Täter*in dazu gebracht, an ihrer eigenen Wahrnehmung zu zweifeln, ringen lange mit Schuldgefühlen und erleben große emotionale Verwirrung. Das Erleben von Ohnmacht, die Unfassbarkeit des Geschehenen und die damit verbundene Scham kann zu Sprachlosigkeit führen und damit in einer Situation, in der Betroffene auf Unterstützung angewiesen wären, zu Einsamkeit oder sogar Isolation führen. Haben Betroffene diese Gewalt im vermeintlichen »Safe Space« der Evangelischen Kirche durch eine/einen Pfarrer*in oder Jugendleiter*in erlebt, beschreiben sie den Vertrauensverrat als besonders erschütternd.

In sogenannten »Disclosure«-Prozessen – also Phasen, in denen sich Betroffene anderen mit der Bitte um Hilfe anvertrauen – machen sie oft die Erfahrung eines zweiten Missbrauchs: nämlich der Verweigerung von Unterstützung durch Verantwortliche und sogar die Infragestellung der eigenen Glaubwürdigkeit – weil das, was sie als Betroffene erzählen, zu sehr mit einem idealisierten Selbstbild von Kirche kollidiert. Hinzu kommen häufig Forderungen nach »Vergebung« und »Versöhnung« mit der/dem Täter*in, die von Betroffenen als übergriffig und als geistlichen Missbrauch erlebt werden.

Wir wollen im Seminar auch fragen: Worin finden Betroffene Kraft, Mut und Hoffnung, mit diesen Erfahrungen ihr Leben zu gestalten? Gibt es so etwas wie individuelles »post-traumatisches Wachstum« (R. Tedeschi)? Wie beschreiben Betroffene die Auswirkungen des Erlebten auf ihre Gottesbeziehung, auf ihr Gottvertrauen – und wann wird Glauben zur Ressource in zerstörerischen Lebenssituationen, wann zur toxischen Stimme?

Methodisch werden wir uns neben der Arbeit an Texten auch mit Filmen auseinandersetzen. Einen besonderen Fokus wollen wir auf die Rolle von Musik als eine Form der Traumaverarbeitung legen. Dazu planen wir auch entsprechende Workshop-Elemente, in denen Teilnehmende des Seminars selbst kreative Ausdrucksformen für eigene Krisen- und Existenzerfahrungen ausprobieren können. Es ist außerdem angedacht, eine*n Betroffene*n sexualisierter Gewalt zum Gespräch einzuladen.

Seminarleitung: Natascha Gillenberg, Mitch Schlüter

Anmeldestart und Anmeldeschluss: Wird im Intranet bekannt gegeben

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