Schämst du dich nicht?! – Von unserem unbeliebten moralischen Begleiter
Scham ist eine der intensivsten und komplexesten menschlichen Emotionen, die uns tief im Inneren berührt und unser Verhalten stark beeinflusst. Dieses Seminar widmet sich einer umfassenden Untersuchung der Scham aus verschiedenen Perspektiven und lädt die Teilnehmenden ein, diese vielschichtige Emotion in ihrer Tiefe zu erkunden.
Zu Beginn des Seminars wollen wir uns mit den neurowissenschaftlichen Grundlagen der Scham beschäftigen. Wie entsteht eine solche Emotion im Gehirn? Welche körperlichen Reaktionen stehen in Verbindung mit dem Erleben von Scham?
Der nächste Schritt führt uns zum Ich und zur individuellen Biografie, um herauszufinden, wie persönliche Erfahrungen und Lebensgeschichten unser Schamempfinden prägen. Wir untersuchen, wie Scham in verschiedenen Lebensphasen erlebt wird und welche Rolle sie in der persönlichen Entwicklung spielt. Dabei wird auch thematisiert, wie wir unsere Emotionen regulieren und welche Strategien hilfreich sein können, um mit Scham konstruktiv umzugehen.
Aus der Gruppenperspektive betrachten wir Scham als ein Phänomen, das sowohl den Zusammenhalt innerhalb einer Gruppe stärken als auch Spaltungen hervorrufen kann. Wir untersuchen, wie Kollektivemotionen genutzt werden können, um Gruppen zu beeinflussen oder sogar zu manipulieren. Wir wollen diskutieren, wie Scham als Werkzeug zur Kontrolle und Stabilisierung sozialer Hierarchien eingesetzt wird und welche Auswirkungen dies auf das individuelle und kollektive Verhalten hat.
Schließlich werfen wir einen Blick auf die gesellschaftliche Perspektive: Welche kulturellen Aspekte beeinflussen unser Schamempfinden? Wie wirken sich ethische Normen und historische Veränderungen auf das, wofür wir uns schämen, aus?
Wir beleuchten, warum Scham eine wichtige Funktion in unseren sozialen Gefügen erfüllt, und hinterfragen kritisch, ob es so etwas wie Schamlosigkeit überhaupt gibt oder ob dies ein Mythos unserer Gesellschaft ist. Themen wie Fremdschämen und die Genderperspektive ergänzen diese Diskussion. Sie verdeutlichen, wie unterschiedlich Scham in verschiedenen kulturellen und sozialen Kontexten erlebt und interpretiert wird.
Im Seminar werden wir auf verschiedene Methoden zurückgreifen. Es wird Impulsvorträge geben, Arbeit anhand von Lektüre sowie Textauszügen, aber auch Gruppendiskussionen, Arbeiten in Kleingruppen sowie die Präsentation von erarbeiteten Ergebnissen aus den Gruppen. Eine Besonderheit des Seminars wird zudem sein, dass wir auch auf Techniken aus dem Bereich der Selbsterfahrung zurückgreifen werden, sodass die Teilnehmenden mit ihren individuellen Biografien und ihren Lebenserfahrungen zu einem aktiven Teil der Seminargestaltung werden. Hierzu gehören ebenfalls Übungen in der Gruppe und gegebenenfalls Exkursionen mit konkreten Übungen zum Thema Scham und Schamerleben.
Seminarleitung: Laura Budnik, Anna Löw
Anmeldestart und Anmeldeschluss: Wird im Intranet bekannt gegeben