Imagine! Emotion und Imagination – Ein performatives Forschungsseminar mit Spiel und Theater
»Einbildungskraft ist das Vermögen, einen Gegenstand auch ohne dessen Gegenwart in der Anschauung vorzustellen.« Immanuel Kant
Wir machen uns gar nicht klar genug, wie häufig wir unsere Vorstellungskraft, Fantasie und Imagination gebrauchen: ohne sie keine Denk- und Erinnerungsvorgänge, keine Pläne und Zukunftsvisionen, kein Spiel, keine Kunst … Aber auch unsere Ängste und Wünsche werden gefüttert von Vorstellungen, was alles passieren könnte oder doch besser sollte. Dazu: unser Bild von uns selbst, von den anderen, der Welt …
Angesichts der rasanten Ausweitung der künstlichen Intelligenz werden die Fragen umso dringlicher: Welche Rolle spielen Imagination und Fantasie für unser menschliches Denken, Handeln und Fühlen, für Veränderungen in Politik und Gesellschaft? Welchen Einfluss haben mentale Vorstellungsbilder auf unsere emotionalen und körperlichen Vorgänge?
Diesen Fragen soll nicht nur theoretisch, sondern vor allem künstlerisch-praktisch anhand von Spiel- und Wahrnehmungsexperimenten sowie eigenen Erfahrungen nachgegangen werden. Dabei erweist sich die Schauspielmethode von Michael Chekhov (auf Deutsch: Tschechow) als hilfreich, da sie in besonderer Weise auf den psycho-physischen Wirkungen von Imaginationen beruht. Die Übungen machen die Befunde der neurowissenschaftlichen Forschung erfahrbar: Aktives Vorstellen kann Auswirkungen auf den körperlichen Ausdruck haben. Dies wird unter anderem im mentalen Training des Sports und der medizinischen Rehabilitation genutzt. Umgekehrt lässt sich beobachten, dass Körperhaltungen und -bewegungen die Imagination stimulieren. Durch physische Impulse werden Vorstellungsbilder, Empfindungen und Emotionen ausgelöst. Diese Resonanzen zwischen Innen und Außen, Ich und Du, Imagination, Emotion und Bewegung stehen im Zentrum des Seminars.
Neben einer schauspielpraktischen Einführung wird Einblick in die Zusammenhänge von Emotion, Körperbewegung und Imagination anhand ausgewählter Texte aus Philosophie, Psychologie, Theater- und Neurowissenschaften gegeben. Praktisch arbeiten wir mit eigenen Wahrnehmungserfahrungen, Fantasien, Atmosphären, vielfältigen Energiequalitäten und der Wirkung von Gesten und inneren Bildern in Anlehnung an die Schauspielmethode von Michael Chekhov. Je nach Interesse der Teilnehmenden können auch kleine Theaterszenen improvisiert und inszeniert werden.
Das Seminar versteht sich als interdisziplinäre künstlerisch-kreative Forschung. Teilnehmende aus verschiedenen Fachrichtungen sind ausdrücklich erwünscht!
Voraussetzungen – außer der Neugier und Lust, Neues auszuprobieren: keine! Bewegungsfreundliche Kleidung ist von Vorteil. Ein Reader wird zeitnah zur Verfügung gestellt.
Seminarleitung: Prof. Dr. Ingrid Hentschel
Anmeldestart und Anmeldeschluss: Wird im Intranet bekannt gegeben