Ich hasse Mathe!
Mathematik polarisiert wie kein anderes Schulfach. In Umfragen landet sie regelmäßig auf Platz 1 der unbeliebtesten Fächer. Gleichzeitig sind die MINT-Fächer, zu denen auch die Mathematik gehört, in Zeiten von künstlicher Intelligenz und Digitalisierung enorm wichtig.
Dieses Seminar befasst sich mit der Frage, warum Mathematik bei vielen Menschen auf Ablehnung stößt und wie sich diese Wahrnehmung ändern lässt. Wir untersuchen, wie Mathematik in verschiedenen Kulturen wahrgenommen wird und welche Faktoren diese (Vor-)Urteile beeinflussen. Auch die Wirkung des sozioökonomischen Hintergrunds und die Frage, ob das Geschlecht bei Selbst- und Fremdwahrnehmung einen Einfluss hat, werden wir diskutieren.
Eine wichtige Rolle für das Verhältnis zur Mathematik spielen Vorbilder. Im persönlichen Umfeld kann diese Rolle von Verwandten sowie Lehrpersonen an Schule und Universität übernommen werden. Daneben können auch bekannte Personen, wie zum Beispiel DorFuchs und Daniel Jung, oder Charaktere aus Film und Fernsehen Vorbilder sein und so das Bild der/s »typischen Mathematikerin/Mathematikers« prägen.
Oft wird Mathematiker*innen ein hoher Intellekt und Genialität zugeschrieben. Aber es gibt auch negative Assoziationen, wie soziale Schwächen und übertriebene Abstraktion. Während die negativen Vorurteile offensichtlich zu einer Ablehnung des Fachs führen können, sind auch die positiven Assoziationen problematisch. So ist der Leistungsdruck in Mathe höher als in anderen Fächern, weil mathematisches Talent immer wieder mit Intelligenz und späteren Erfolgsaussichten in Verbindung gebracht wird.
Der Fokus des Seminars liegt insgesamt auf den psychologischen Aspekten, die das Verhältnis zur Mathematik beeinflussen. Die emotionale Einstellung zu Mathematik wirkt oft selbstverstärkend: Positive Erfahrungen lösen einen motivationsfördernden Kreislauf aus, während negative Erlebnisse zu erlernter Hilflosigkeit führen können. Auch fachliche Lücken erschweren die Aufnahme von neuem Stoff und tragen so zu einer Abwärtsspirale bei.
Aus diesem individuellen und persönlichen Blickwinkel heraus werden wir auch kurz unser Bildungssystem diskutieren. Dabei liegt unser Fokus weiterhin auf dem emotionalen Verhältnis von Lernenden zur Mathematik. Wir beschäftigen uns mit der Frage, welche Auswirkungen Unterrichtsformen wie Flipped Classroom oder geschlechtergetrennter Unterricht auf das Kompetenzempfinden und das Selbstbild von Schüler*innen haben.
Neben kurzen Impulsvorträgen und Diskussionen stehen Gruppenarbeiten und Präsentationen der Teilnehmenden im Mittelpunkt. Die Studierenden tauschen sich über ihr Verhältnis zur Mathematik aus, erarbeiten in Gruppen Lösungen für konkrete Fragestellungen und präsentieren diese den anderen Teilnehmenden. Um unser Fachwissen passend zu ergänzen, planen wir einen Gastvortrag mit Schwerpunkt Psychologie.
Das Seminar richtet sich explizit auch an Studierende ohne mathematischen Schwerpunkt, um ihre Perspektive auf das Fach Mathematik einzubringen.
Seminarleitung: Kajetan Söhnen, Anne Reif
Anmeldestart und Anmeldeschluss: Wird im Intranet bekannt gegeben