Feel the news: Was Rezipient*innen bewegt. Emotionen im Journalismus. Ein schmaler Grat zwischen Verzerrung und Realität.
Ob Wut, Angst oder Ekel – Emotionen sind Teil unserer Realität und kommen daher auch in der journalistischen Berichterstattung vor. Seinen Grundsatz, objektiv zu sein, verwirft der Journalismus damit erst einmal nicht. Denn ein Palästinenser, der ängstlich von seinem Leben in Gaza berichtet, und eine evangelikale Christin, die erschüttert auf Abtreibungen reagiert, sind Menschen mit realen Gefühlen und keine Fake News. Werden diese Menschen und ihre Emotionen aber in den Medien verwendet, bleibt die Frage nach der Wirkung auf die Rezipient*innen und der Anspruch an die Einordnung ins Gesamtgeschehen.
Im Seminar »Feel the news: Was Rezipient*innen bewegt. Emotionen im Journalismus. Ein schmaler Grat zwischen Verzerrung und Realität« wollen wir uns daher nicht nur anschauen, inwieweit der Journalismus durch Emotionen erzählen darf oder sogar sollte. Wir werden uns auch damit beschäftigen, wieso Redaktionen gerade die Nachrichten auswählen, über die sie berichten (Leitfrage: Was ist eine Nachricht und ab wann ist sie berichtenswert?) und wie Realitäten durch (Massen-)Medien konstruiert werden. Denn »Was wir über unsere Gesellschaft, ja über die Welt, in der wir leben, wissen, wissen wir durch die Massenmedien«, stellte auch der Soziologe Niklas Luhmann fest.
Von der Redaktion zu den Rezipient*innen werden wir uns auch damit beschäftigen, welche Emotionen bei den Teilnehmenden des Seminars durch Nachrichten ausgelöst werden und welche Absicht aufseiten der Redaktion tatsächlich dahintersteckt. Ein besonderer Fokus wird dabei auf der kommunikationswissenschaftlichen Theorie des Agenda-Settings liegen – also dem Einfluss, den Medien auf die Themen haben, die öffentlich besprochen werden – sowie dem Algorithmic Turn – also der Veränderung durch unter anderem Google, Instagram und TikTok (Leitfrage: Wie beeinflussen Search-Engine- und Social-Media-Algorithmen die Verbreitung von Nachrichten?).
Als verbindendes Element werden die Teilnehmenden in einem medienethischen Spiel selbst in die Rolle der Journalist*innen schlüpfen. In der Modell-Redaktion sollen die theoretischen Grundlagen aus dem Seminar direkt umgesetzt und der journalistische Alltag (Nachrichten auswählen, Überschriften und Teaser schreiben, Umfragen einholen) simuliert werden. Dabei wird auch die Frage nach »Wie viel Emotionen dürfen wir oder braucht es?« aufkommen. Ziel ist es, ein eigenes Medium zu kreieren, das nachrichtlich relevant und »SEO« (search-engine-optimized) ist und den ethischen Standards des Pressekodex entspricht.
Seminarleitung: Cynthia Seidel
Anmeldestart und Anmeldeschluss: Wird im Intranet bekannt gegeben