Feel the city! Topographien der Pluralität
Affekte und Gefühle entstehen in Wechselwirkung mit anderen Menschen oder Dingen. Dies gilt auch für die Wahrnehmung städtischer Räume und konkreter Orte. Affektive Dynamiken bringen verschiedene Gefühle wie Zugehörigkeit, Unsicherheit oder auch Angst hervor. In »Emotion« sind Bewegung und Wahrnehmung etymologisch schon mitgedacht. Gerade städtische Räume werden durch die Bewegungen verschiedener Menschen strukturiert und strukturieren ihrerseits Bewegungsmuster. Dabei zeigt sich, dass Menschen auf sozial, kulturell und geschlechtsspezifisch sehr unterschiedliche Weise in der Stadt unterwegs sind. Dadurch entstehen sozial stark unterschiedene Räume oder aber Räume, die für verschiedene Menschen sehr Verschiedenes bedeuten können, sei es Fortbewegung oder Unterschlupf, sei es Freiraum oder Albtraum. Dies gilt auch in historischer Perspektive, so haben beispielsweise Frauen verschiedener Altersstufen und aus verschiedenen Schichten lange keinen akzeptierten Zugang zum öffentlichen Raum der Stadt gehabt. Das Seminar möchte für die Bedeutung von Geschlecht und Vielfalt in der Erschließung des Stadtraums sensibilisieren und die damit einhergehenden Ein- und Ausschlussmechanismen auch im jeweiligen Gefühl für die Stadt thematisieren.
Leitend für die Auseinandersetzung mit den affektiven Dynamiken städtischer Räume sollen Beispiele aus der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur, insbesondere zu Berlin (unter anderem von Aras Ören, Fatma Aydemir) sein: Wie fühlt sich die Stadt an? Und wem gehört die Stadt? Wer kann sich in ihr auf welche Weise bewegen?
Berücksichtigt werden zum einen die Wahrnehmung der Stadt durch Frauen und die neue Diskussion um die Flâneuse, zum anderen queere und postmigrantische Perspektiven auf die Stadt. Einbezogen werden auch literarische »Klassiker« der Berlin-Literatur (unter anderem Irmgard Keun, Alfred Döblin), Filmbeispiele sowie theoretische Texte zur Stadtsoziologie (Martina Löw). Eigene Erfahrungen aus verschiedenen Städten sollen die Diskussion der hier skizzierten Fragen grundieren.
Das Zentrum des Seminars bilden die gemeinsame Textarbeit, Impulsvorträge, Gruppenarbeiten und Kurzpräsentationen der Teilnehmenden. Das Seminar richtet sich an alle, die an Fragen eines affektiven, pluralen Stadtraums und der damit verbundenen Zukunft der Stadt interessiert sind.
Seminarleitung: Prof. Dr. Anne Fleig, Matthias Lüthjohann
Anmeldestart und Anmeldeschluss: Wird im Intranet bekannt gegeben