F3 | Wie baute man eine Kathedrale? Einblicke in das mittelalterliche Baugeschehen
Für gotische Kirchenbauten finden sich in der Regel keine schriftlichen Quellen zum mittelalterlichen Baugeschehen. Viele der uns überlieferten Quellen aus dem Mittelalter wie Schriftstücke, bildliche oder figürliche Darstellungen, auf deren Informationsgehalt ein Teil unserer Kenntnisse zum Mittelalter beruhen, geben meistens wenig Auskunft über die Architektur: weder zu Baumaterialien noch zu Konstruktionen, Bauabläufen, Planänderungen oder zur Bauorganisation. Damit fehlen uns Informationen zur Entstehung der Gebäude. Um diese Informationen zu erhalten, muss man das Bauwerk selbst befragen, bauhistorische Befunde, d. h. sämtliche baulichen Überreste in ihrem Zusammenhang, lesen.
Es ist das Fach Bauforschung, das sich mit der gebauten Quelle beschäftigt, um die gesamte Geschichte eines Bauwerks zu erfassen. Die Bauforschung ist eine Spezialdisziplin der Architekturforschung. Da mittelalterliche Gebäude in der Regel nicht dokumentiert sind, exakte Pläne fehlen, gehört zu jeder Bauuntersuchung eine genaue Dokumentation, an deren Beginn ein genaues Bauaufmaß steht. In diesem wird jede Verformung, jedes einzelne noch so kleine und für die Baugeschichte relevante Detail genau erfasst. Diese sind es, die manchmal vielleicht überraschende Erkenntnisse zur Baugeschichte aufzeigen. Dokumentation und Befundauswertung sind Grundlage für weitere wissenschaftliche Ausarbeitungen. Zudem geben die gewonnenen Erkenntnisse entscheidende Informationen für eine gewissenhafte, dem jeweiligen Objekt angemessene und wirtschaftliche Planung.
Im Seminar werden wir nach einem Einblick in die Vorgehensweise des mittelalterlichen Bauens des 13. / 14. Jahrhunderts anhand des Kölner Domes, im Vergleich zu französischen Kathedralbauten, und der daraus abzulesenden Aufgabe des Baumeisters, der Bauhütten und der Auftraggeber eigene Bauanalysen an einem ausgewählten Objekt anfertigen.
Im Zentrum des Seminares steht eine eigene Bauaufnahme einschließlich der Untersuchung des Bauteils und einer zeichnerischen Rekonstruktion von Bauphasen sowie die Auseinandersetzung mit in der Gotik entwickelten Konstruktionen wie Maßwerken und Strebewerken.
Seminarleitung: Dr. Maren Lüpnitz
Die Anmeldung erfolgt über das Intranet.