F 2 / Lebst Du noch oder wohnst Du schon? – Über den »Sitz« des Wohnens im menschlichen Leben
Wir gebrauchen unentwegt in unseren spontanen Redewendungen das Wort »wohnen«, in der Regel jedoch ohne seine Bedeutung explizit zu reflektieren. »Lebst Du noch oder wohnst Du schon?«, heißt es. Aber lassen sich Leben und Wohnen gegenseitig aufrechnen, als ob das Wohnen eine Steigerung des Lebens darstellte? Der Religionsphilosoph Paul Tillich behauptet: »Wir wohnen nicht um zu wohnen, sondern wir wohnen um zu leben.« Das Wohnen, so wie es alltäglich vollzogen wird, steht allen Studierenden als Erfahrungswissen zur Verfügung. Die Praxis des Wohnens, ihr Gelingen ebenso wie ihr Scheitern, liegt vor jeder fachdisziplinären oder theoretischen Beschäftigung, die nur sekundär und abgeleitet sein kann. Philosophiehistorisch steht diese Einsicht in der Tradition von Hermeneutik und Phänomenologie. Deren grundlegende wissenschaftskritische Einlassungen, die einen verstehenden lebensweltlichen Zugang fundieren, werden wir im Seminar kennenlernen.
Wegweisend für diesen transdisziplinären Weg ist dann vor allem Martin Heideggers Vortrag »Bauen Wohnen Denken«, der großen Einfluss auf die fächerübergreifende Diskussion des Wohnens (und Bauens) genommen hat. Der Text des Vortrags wird im Zentrum der Auseinandersetzung mit dem Wohnen im Seminar sein. Der bereitgestellte Reader und sein Studium sollen den Teilnehmern und Teilnehmerinnen Orientierung geben, sich entlang von einschlägigen Texten auf die gemeinsamen Diskussionen vorzubereiten.
Seminarleitung: Prof. Dr. rer. pol. habil. Dipl.-Ing. Achim Hahn