E2/ Aktuelle Hexenjagden
Wenn Menschen krank werden, Unglück erleiden oder plötzlich sterben, wird als Ursache in vielen Regionen eine unsichtbare böswillige Kraft vermutet: Hexerei. Durch Rituale und Träume werden Menschen ausfindig gemacht, die dann für diese vermeintlichen spirituellen Akte bestraft werden. Im Extremfall kommt es zu Lynchmorden, Folter, öffentlichen Hinrichtungen, sehr viel häufiger zur Vertreibung, Stigmatisierung, Diskriminierung der Betroffenen. Solche Hexenjagden sind vor allem im subsaharischen Afrika, Indien und Papua-Neuguinea ein regelmäßig anzutreffendes Phänomen. Das einwöchige Seminar „Aktuelle Hexenjagden“ führt ausführlich in das Problem ein und lädt Studierende dazu ein, tiefer in regionale und thematische Aspekte einzutauchen und eigenständig an Interessensschwerpunkten weiterzuarbeiten.
Die sechs Tagesworkshops beginnen mit einer allgemeinen Übersicht: Wo kamen und kommen Hexenjagden vor, welche historischen und regionalen Unterschiede gibt es, welche Mythen und Irrtümer über Hexenjagden sind entstanden? Dem folgt ein genauerer Einblick in die Region Nordghana, wo Asyle für Hexenjagdflüchtlinge entstanden sind und seit 30 Jahren Praxisansätze erprobt werden konnten. Am dritten Tag erhalten wir Einblick in Stereotype und Bilder von Hexerei. Sowohl Hollywood als auch nigerianische und ghanaische Filme tragen dazu bei, wie Hexenbilder verbreitet und sichtbar gemacht werden. Psychologische Momente wie Frauenhass werden an den Hexenjagden in Papua-Neuguinea diskutiert. Der Humanist und Ethnologe Dr. Leo Igwe wird am Folgetag Hexenjagden in Nigeria vorstellen, die häufig auf Kinder abzielen. Zum Verhältnis von westlicher Esoterik und Neuheidentum zu Hexenjagden wird Dr. Felix Wiedemann Fragen beantworten. Theorien der Hexenjagden und ein Ausblick auf Möglichkeiten der Praxis bilden den Abschluss des Seminars.
Seminarleiter Dr. Felix Riedel forscht seit 2005 zu modernen Hexenjagden und arbeitet seit 2009 mit ghanaischen Projekten zusammen, die Hexenjagdopfern beistehen.
Die Anmeldung erfolgt über das Intranet.