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Jahresprogramm 2025
Für alle Stipendiat*innen, Altvilligster*innen, Gäste / Jugendherberge Wittenberg

C4 | »Große Leut‘, kleine Leut‘, dicke Leut‘, dünne Leut‘ …« – alle im Sport vereint!? Soziale Ungleichheit im Sport von früher bis heute

Bildungsprogramm, Sommeruniversität

»Das Leben im Sport ist bunt!« Mit diesem Slogan warb die Deutsche Sportjugend im Jahr 2021 dafür, mehr Bewegungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche zu schaffen. Doch ist Sport wirklich so bunt, wie es suggeriert wird?
Zum einen trifft dies zu, erreicht er doch eine große Heterogenität an Zielgruppen. Doch zum anderen ist gerade der Sport schon allein mit einer geschlechtlichen Vielfalt beinahe überfordert. Die institutionellen Arrangements im Sport sind von einer tiefen Einschreibung der Geschlechterdifferenzen geprägt, die insbesondere auf die Körperzentrierung des traditionellen Sports zurückzuführen ist und ihn für soziale Phänomene der Geschlechtsunterscheidung nahezu blind macht (vgl. Hartmann-Tews / Rulofs 1998: 80).
So wird bis heute gern auf die Bedeutung des menschlichen Körpers und seiner physiologischen Parameter hingewiesen und mit der Fixierung auf maximale Leistungen in den meisten praktizierten Sportarten bleibt die geschlechtliche Trennung in ein binäres Männer- und Frauensystem etabliert.
Beispiele zeigen, dass Frauen dort, wo sie gegen Männer antraten und siegten (vgl. Zhang Shan, Olympia 1992), direkt ausgegrenzt wurden. Was also ist es noch, was gemeinsamen Sport aller Geschlechter verhindert? Warum ist Kleidung weiblicher Athletinnen häufig im Gegensatz zur Kleidung männlicher Athleten extrem körperbetont und in vielen Fällen nicht wirklich praktisch,
aber sehr wohl sexistisch?
Schon im Bereich der binären Geschlechter männlich und weiblich sind im Sport also viele Ungleichheiten festzustellen, gravierender wird die Lage noch, wenn weitere Diskriminierungen wegen Herkunft, Migrationshintergrund oder Behinderung hinzukommen oder das binäre Geschlechtermodell aufgebrochen wird. Dennoch gewinnen Fragen zum Umgang mit geschlechtlicher Vielfalt sowohl in (inter)nationalen Sportorganisationen und in der Sportpolitik als auch im (sport)wissenschaftlichen Kontext zunehmend an Bedeutung. Grund dafür sind unter anderem international bedeutsame Debatten über Geschlechterverifikationsverfahren und die Teilhabe von inter*, trans* und nichtbinären Athlet*innen am Sport. Das AGG (Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz) verpflichtet alle gesellschaftlichen Institutionen dazu, Diskriminierungen jedweder Art zu verhindern oder zu beseitigen, und die »dritte Option« beim Geschlechtseintrag erkennt an, dass Geschlecht komplexer ist, als dies eine dichotome Einteilung in Männer und Frauen suggeriert. Eben dies stellt den Sport vor die Herausforderung, diese Komplexität zu berücksichtigen und sich damit auseinanderzusetzen, wie (Geschlechter-)Diskriminierung im Sport zukünftig vermieden werden kann.
Während erste Sportverbände im Amateurbereich die klare Trennung zwischen binären Geschlechtern aufheben, ist trotzdem in weiten Bereichen der Sportwissenschaft, -politik und vor allen Dingen der sportlichen Praxis kaum Bewegung zu erkennen. Überhaupt gibt es innerhalb der Sportwissenschaften in Deutschland bislang kaum Ansätze, die die Komplexität sozialer Ungleichheit allgemein im Sport als Zusammenhänge verschiedener Differenzkategorien systematisch in den Blick nehmen und auch intersektionale Verflechtungen aufzeigen.
Das Seminar nimmt das weite Themenfeld sozialer Ungleichheit auf, setzt allerdings den Schwerpunkt in der Kategorie Geschlecht und Gender und nimmt besonders Sportarten in den Blick, in denen sich Mixed Teams etabliert haben oder die als »genderneutral« gelten. Anhand von Sportarten wie
Ultimate Frisbee, Volleyball und Quidditch soll untersucht werden, wie Sport geschlechtliche Diskriminierung abbaut, den Weg zu gesellschaftlicher Teilhabe und den immer weiteren Abbau sozialer Ungleichheit fördern kann.
Referent*innen zum Thema sind geplant, ein Ausflug zum Ultimate-Frisbee- Team in Leipzig ist angedacht und sportpraktische Einheiten werden inkludiert.

Seminarleitung: Friederike Faß, Marie-Lena Döring

Die Anmeldung erfolgt über das Intranet.

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