A4 | Endzeitstimmung, Transformation und Hoffnung – hilft Theologie in der Klimakrise?
Die Klimakrise ist auch in Deutschland spürbar und es wird medienwirksam über ihr Verständnis sowie über zu treffende Maßnahmen in Politik, Familien, Kirchengemeinden und vielen anderen Orten debattiert. Klimakrise – das ist für die einen ein existenzielles Thema und andere scheint es nichts anzugehen oder sie fühlen sich davon provoziert. Auch in Theologie und Kirche sind Fragen der Nachhaltigkeit und des Klimaschutzes nicht erst seit der Klimaschutzrichtlinie des letzten Jahres handlungsleitend – und in ihrer theologischen Einordnung und Deutung umstritten.
In diesem Kurs geht es darum, die Teilnehmer*innen dazu zu befähigen, sich in dem theologischen Diskurs zu orientieren, eine begründete eigene Position zu finden sowie argumentativ zu vertreten. Dabei leiten uns vor allem die folgenden Fragen: Wie können wir noch von Herrschaftsauftrag, Umwelt und »guter« Schöpfung sprechen? Wie sind Natur und die Wendung guter »Bewahrung der Schöpfung« zu verstehen? Ist Ökotheologie spirituell begründet? Wo und wie sind das Verständnis der Welt als Mitwelt und die Rolle des Menschen in der Bearbeitung der Klimakrise und im Umgang mit den Mitgeschöpfen zu bestimmen?
Wir beginnen am Anreisetag mit einer selbstreflexiven Verortung zu Schöpfungs- und Umweltfragen. An unserem ersten Arbeitstag führen wir in die theologischen Grundlagen ein und klären relevante Begriffe wie »Schöpfung«, »Geschöpf« und »Umwelt«, die gar nicht so eindeutig sind, wie sie auf den ersten Blick scheinen. Hier steht auch die Frage im Raum, inwiefern die Klimakrise überhaupt auch ein Thema der Theologie, von Religione n/ Spiritualitäten und des persönlichen Glaubens ist.
Darauf aufbauend, folgt am zweiten Arbeitstag eine theologische Betrachtung der Um- bzw. Mitwelt. In Diskussionsrunden und Einzelarbeitsphasen erkunden wir die Vor- und Nachteile verschiedener Verständnisse und setzen sie mit unseren eigenen mitgebrachten Vorstellungen in Verbindung.
Lässt sich eine »ökologische Widerstandstheologie« entwickeln oder ist diese aus guten Gründen abzulehnen?
Der dritte Arbeitstag widmet sich ethischen Orientierungen und Positionierungen. Wir nutzen verschiedene ethische Grundmodelle und -begriffe, um Positionen nachzuvollziehen und zu kritisieren, aber auch um eine eigene entfalten zu können. Gemeinsam entwickeln wir mögliche, dezidiert theologisch begründete Richtlinien und Szenarien für (christlich) begründetes
Handeln in der Klimakrise. Das für ethische Debatten so wichtige Argumentieren üben wir u. a. in einem Rollenspiel ein, in dem auch die Auseinandersetzung mit Klimawandelleugner*innen erprobt werden kann.
Am Abreisetag schließlich nehmen wir unsere selbstreflexive Verortung vom Anfang auf und fragen uns, ob und, wenn ja, was sich in den letzten
Tagen bei uns geändert hat.
Als besondere Abendveranstaltungen sind ein (angeleitetes) spirituelles Eintauchen in die Schöpfungsthematik und ein Austausch mit Klimaaktivist*innen vorgesehen.
Seminarleitung: Dr. Lea Chilian, Dr. Kinga Zeller
Die Anmeldung erfolgt über das Intranet.