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Jahresprogramm 2025
Für alle Stipendiat*innen, Altvilligster*innen, Gäste / Jugendbildungsstätte Haus Altenberg, Odenthal

A1 | Noch unberührt – Religion und Jungfräulichkeit. Annäherungen an ein christliches Leitideal

Jungfräulichkeit ist als eines der zentralen Leitideale des Christentums in Antike und Mittelalter bis in die Neuzeit hinein tief in die DNA des heutigen Christentums eingeschrieben. Bis heute prägen Vorstellungen von (kultischer) Reinheit, Körper, Sexualität und Heiligkeit Theologie und religiöse Praxis.
Außerhalb des Christentums hat Jungfräulichkeit im weitesten Sinne in den letzten Jahren in Deutschland für negative Schlagzeilen und einen sehr von Angst, Unmut und Abgrenzung geprägten gesellschaftlichen Diskurs gesorgt. Mit dem Erscheinen des biographischen Romans »Unorthodox« (Deborah Feldman) 2017 und der Adaption als Netflix-Miniserie 2020 geriet eine jüdisch-orthodoxe Gemeinde in den Blick, in der Jungfräulichkeit, Keuschheit, Geschlechtertrennung im 21. Jahrhundert eine große Rolle spielt – und löst hoch kontroverse Diskurse aus. Die Machtübernahme der Taliban im August 2021 in Afghanistan und die Proteste nach dem Tod Mahsa Aminis im September 2022 im Iran lösten weltweite Proteste aus,
in denen Sexualität, Selbstbestimmung und Geschlechtergerechtigkeit in einzelnen islamischen Gruppen eine große Rolle spielten. Welche Rolle spielen Ideale von Keuschheit, Jungfräulichkeit in Theologien und Praxen von vielgestaltigem Judentum und Islam heute?
Im Christentum werden Konzepte von Keuschheit, Jungfräulichkeit und Reinheit in den letzten Jahren wieder sichtbarer. Nach einer Verdrängung des ehemaligen Leitideals taucht es in den verschiedensten Spielarten wieder auf (Theologie des Leibes, Ordensspiritualität, purity movement, u. v. m.). Von Ablehnung und Unverständnis geprägte Diskurse in Deutschland löste das sogenannte purity movement in den USA aus, welches christlich-religiös motivierte Jungfräulichkeit bis zur Ehe in den Mittelpunkt des religiösen Lebens stellt. Auch die Auseinandersetzungen der katholischen und evangelischen Kirchen mit sexuellem und geistlichem Missbrauch bringen die genannten Themen wieder aufs gesellschaftliche und kirchliche Tableau.
Im Seminar wollen wir uns dem Ideal der Jungfräulichkeit aus historisch-theologischer Perspektive annähern. Anhand von ausgewähltem Quellenmaterial aus Antike, Mittelalter und Früher Neuzeit erarbeiten wir das christliche Leitideal, seine theologischen Begründungsfiguren, diejenigen, die es leben, und diejenigen, die es propagieren. In der zweiten Hälfte des Seminars werden wir uns exemplarisch mit heutigen theologischen Ansätzen und Praktiken in Judentum, Islam und Christentum beschäftigen, um zu diskutieren,
ob und inwiefern ein solches Ideal heute verantwortbar sein kann.

Seminarleitung: Sr. Jakoba Zöll

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