Sommeruniversität 2024 – B ZWISCHEN NATUR UND TECHNIK

zurück zur Übersicht

Seminare:

Es werden die folgenden Seminare angeboten:

B  1  / Immer noch (keine) Gleichbehandlung in der Medizin?

Die meisten Erkrankungen weisen Geschlechterunterschiede auf, die sich auf verschiedene Merkmale wie die Inzidenz / Prävalenz, die Symptome, den Krankheitsverlauf sowie auf die Mortalität der Patient*innen beziehen können. Dies gilt besonders für die sogenannten komplexen Erkrankungen, die einen großen Anteil der Krankheitslast in den Ländern der westlichen Welt ausmachen.
Dazu gehören zum Beispiel Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, des Stoffwechsels, Krebs, degenerative Erkrankungen des Nervensystems und psychische Störungen. Komplexe Erkrankungen sind in aller Regel das Ergebnis eines Zusammenspiels von Genetik und Umweltfaktoren. Das Verständnis der multifaktoriellen Ätiologie dieser sich geschlechterabhängig darstellenden Erkrankungen ist eine Voraussetzung für die Krankheitsprävention, aber auch für Diagnostik und Therapie. Es ist akzeptiertes Wissen, dass einige exogene Faktoren (Noxen) wie Genussmittelabusus, Fehlernährung, Schadstoffexposition und Bewegungsmangel geschlechtsspezifisch wirken können. Dies gilt in ähnlichem Ausmaß für genetische Faktoren.

Dieses Seminar behandelt Aspekte des biologischen (Sex) und des soziokulturellen Geschlechts (Gender) als mehrdimensionale Variable in der biomedizinischen Forschung und der klinischen Medizin. Es werden sowohl die Grundlagen der Geschlechterunterschiede als auch die Notwendigkeit ihrer Berücksichtigung anhand von Beispielen verschiedener Disziplinen behandelt. Die DFG fordert Antragstellende seit 2020 verbindlich dazu auf, in ihren Forschungsvorhaben die Relevanz von Geschlechter- und Vielfältigkeitsdimensionen zu reflektieren. Eine solche Perspektive einzunehmen und damit den eigenen Erkenntnishorizont zu erweitern, führt dazu, dass wichtige Fakten zur Ursache von Erkrankungen und Präventions- und Therapiemöglichkeiten nicht übersehen werden. Die geschlechtersensible Medizin ist zurzeit eine noch junge Querschnittsdisziplin, die bisher noch keinen flächendeckenden Eingang in die Gesundheitsversorgung gefunden hat. Es kann jedoch als sicher angesehen werden, dass in der Zukunft im Rahmen dieses wichtigen Schrittes einer personalisierten Medizin alle Geschlechter profitieren werden.

Im Mittelpunkt des Seminars werden Impulsvorträge, Gruppenarbeiten und Kurzpräsentationen der Teilnehmenden und vor allem die Diskussion der skizzierten Themen stehen. 

Seminarleitung: PD Dr. Andrea Kindler-Röhrborn, Prof. Dr. Anke Hinney
Veranstaltungsort: Odenthal

Zeitraum: 29. Juli bis 2. August 2024
Dauer: 5 Tage

nach oben

B  2  /  Unerforschte Tiefsee

Unterhalb des lichtdurchfluteten Teils des Meeres beginnt sie – die Tiefsee. Nicht nur Dunkelheit, sondern auch hoher Druck und ein geringes Nahrungsangebot lassen die Tiefsee auf den ersten Blick lebensfeindlich erscheinen. Vielmehr bildet sie aber ein einzigartiges und artenreiches globales Ökosystem. Die Tiefsee ist dabei nicht nur Lebensraum für faszinierende Wesen wie Vampirtintenfische, Asselspinnen oder Schlangensterne. Sie bietet auch weitere vielfältige Ökosystemfunktionen. Zu diesen zählen Kohlenstoffspeicherung, Stoffkreisläufe und Wärmeaufnahme, aber auch Nahrungs- und Rohstoffangebot. Trotz ihrer großen Bedeutung und drohender Umweltveränderungen aufgrund der Klimakrise ist die Tiefsee noch weitestgehend unerforscht. Mit Blick auf die arktischen Tiefseeregionen kann die Framstraße zwischen Grönland und Spitzbergen als Schlüsselregion betrachtet werden. Sie ist die einzige tiefe Wasserstraße zwischen dem nördlichen Atlantik und dem zentralen Arktischen Ozean, wodurch ein Austausch von großen Wassermassen gewährleistet wird. Um die Auswirkungen der globalen Erwärmung in der Framstraße zu erforschen, hat das Alfred-Wegner-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) im Jahr 1999 das HAUSGARTEN-Observatorium errichtet. Dauerhaft installierte Messstationen sowie jährliche Untersuchungen vor Ort liefern wertvolle biologische, chemische und physikalische Daten über Veränderungen – von der Meeresoberfläche bis hin zum Tiefseeboden.

Das Seminar wird Licht ins Dunkel der Tiefsee bringen und u. a. am Beispiel der Framstraße grundlegende Fragen beantworten: Was ist die Tiefsee? Wie sieht moderne Tiefseeforschung aus? Vor welchen Herausforderungen stehen die Forschenden? Welche anthropogenen Einflüsse wirken auf die Tiefsee? Welche Folgen hat die Klimakrise auf das Leben in der Tiefsee?
Diese und weitere Aspekte werden mithilfe eines bunten Methodenkoffers, bestehend aus Gruppenarbeiten, Kurzpräsentationen, (Gast-)Vorträgen und Diskussionsrunden, erarbeitet. 

Seminarleitung: Melissa Käß, Franziska Pausch
Veranstaltungsort: Odenthal

Zeitraum: 29. Juli bis 2. August 2024
Dauer: 5 Tage

nach oben

B  3  / Algorithms and Centralization

Increasingly, proposals to solve society’s hardest problems seem to carry the same tune: fire up a datacenter somewhere, let a fancy AI train itself, deploy the AI — that will solve the problem. But, there are many reasons to be cautious about the world-saving potential of algorithms. This seminar will consider one of those reasons — a crucial yet underappreciated feature of our new algorithmic world: the centralization of production and allocation decisions. Almost a century ago, economists hashed out a heated debate regarding whether, purely computationally, it would be feasible to have social decisions planned primarily by state-run algorithms (part 1 of the seminar). Many classes of algorithms such as the blockchain, recommendation systems, and generative systems, seem to march toward this dream. However, the algorithms built in the last 90 years are controlled not by a single public actor but by a range of private corporations, decentralized autonomous organizations (DAOs) and a patchwork of governmentrun entities (part 2 of the seminar). How can these algorithms maintain democratic legitimacy? What does this new form of centralization mean for democracy? This seminar will feature short lectures, seminar, coding demos, and creation of art. 

Seminarleitung: Andreas Alexander Haupt und Zoë Hitzig, PhD
Veranstaltungsort: Freiburg

Zeitraum: 4. -  8. März
Dauer: 5 Tage

nach oben