Gedanken zum Monatsspruch

»Groß und wunderbar sind deine Taten, Herr und Gott, du Herrscher über die ganze Schöpfung. Gerecht und zuverlässig sind deine Wege, du König der Völker.« (Offb 15,3)

So singt nach der Einheitsübersetzung (2016) der Chor der Sieger über das Tier, über Satan, über sein Standbild und die Zahl seines Namens. Er singt mit den Harfen Gottes am gläsernen, feurigen Meer das Lied des Mose zu Ehren des Lammes.

Eine phantasievolle, bildgewaltige, hochsymbolische Sprache prägt auch in unserem Monatsspruch die Offenbarung des Johannes, die für heutige Leser*innen nicht immer einfach zu entschlüsseln und zu verstehen ist, auch wenn sich aktuelle Übersetzungen alle Mühe geben, die Texte verständlich zu formulieren.

So ergeben sich – wieder einmal – Unterschiede zwischen den verschiedenen Übersetzungen. Im Luthertext (2017) lautet der entsprechende Versteil: »Groß und wunderbar sind deine Werke, Herr, allmächtiger Gott! Gerecht und wahrhaftig sind deine Wege, du König der Völker.«

Johannes will mit seinen Texten die bedrängten Christ*innen im Römischen Reich stärken. Wahrscheinlich sind sie gegen Ende der Regierungszeit des Kaisers Domitian (81-96 n.Chr.) entstanden, der sich als ›Herr und Gott‹ mit eigenen Statuen verehren ließ. Kamen die Christ*innen der geforderten Verehrung nicht nach, drohten ihnen Anfeindungen und Verfolgung.

So schreibt auch Johannes aus der Verbannung auf der Insel Patmos vor der heutigen Küste der Türkei. Er beschreibt im Auftrag Gottes die Visionen, die er gesehen hat, für die Gemeinden. Christus – das Lamm Gottes – wird den Sieg endgültig davontragen, auch wenn bis dahin dem Einzelnen und den Gemeinden viele Anfechtungen und Versuchungen zu schaffen machen werden. ›Bleibt standhaft‹, ist die Botschaft von Johannes, denn dann werdet ihr gemeinsam das Siegeslied singen, wie Mose nach dem Auszug der Israeliten aus Ägypten (Ex 15) – es ist das Siegeslied des Lammes: »Groß und wunderbar sind deine Werke, Herr, Gott, Allmächtiger. Voller Gerechtigkeit und Wahrheit sind deine Wege, du König über die Völker. Wer wird vor dir, Herr, keine Ehrfurcht haben und deinen Namen nicht preisen? Denn du allein bist heilig! Alle Völker werden kommen und sich vor dir niederwerfen, denn deine gerechten Taten sind offenbar geworden.« (Basisbibel 2021, Offb. 15, 3b+4)

So können die Texte aus der Offenbarung des Johannes auch uns heute den Rücken stärken und dabei helfen, den Blick für die offene Zukunft nicht zu verlieren. Denn trotz der sprichwörtlich gewordenen sieben Siegel, den sieben Trompeten und den sieben Schalen des Zornes Gottes, trotz des Drachens und des Tieres und der großen Hure Babylon wird am Ende Gott selbst, das Lamm, triumphieren: »Und ich hörte eine große Stimme von dem Thron her, die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden seine Völker sein, und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein; und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.« (Luther 2017, Offb. 21, 3+4)

Bleibt/Bleiben Sie gesund und Gott befohlen 
Ihr/Euer Wolfram Gauhl



... zurück zur Übersicht