Gedanken zum Monatsspruch

»Maria von Magdala kam zu den Jüngern und verkündete ihnen: Ich habe den Herrn gesehen. Und sie berichtete, was er ihr gesagt hatte.« (Joh 20,18)

Noch einmal die Einheitsübersetzung für den Monatsspruch. In der Lutherbibel klingt derselbe Vers so: »Maria Magdalena geht und verkündigt den Jüngern: »Ich habe den Herrn gesehen«, und was er zu ihr gesagt habe.« Sie verkündet das Osterereignis. Einfach so.

Bei beiden Wiedergaben des Verses handelt es sich – trotz unterschiedlicher Schreibung – um dieselbe Person: Maria, die Jüngerin Jesu, aus dem galiläischen Ort Magdala am Westufer des Sees Genezareth.

Viel ist über sie geschrieben und gesponnen worden. Sie wurde mit der anonymen Sünderin identifiziert, die Jesu Füße mit ihren Tränen benetzt und sie salbt (Lk 7). Sie wurde das Abbild der reuigen Sünderin und Büßerin schlechthin. In der apokryphen Literatur wird sie als Lieblingsjüngerin Jesu benannt, deren Aufenthaltsort nach legendarischen Überlieferungen des Mittelalters in Südfrankreich gewesen sein soll. In der jüngeren Vergangenheit wurde oft spekuliert, sie sei Jesu Geliebte oder/und seine Ehefrau gewesen.

Die Evangelien vermitteln ein wesentlich einfacheres und unschärferes Bild von Maria aus Magdala: sie ist eine Jüngerin, eine Nachfolgerin Jesu, der sie vielleicht geheilt hat (Lk 8) und sie ist in fast allen Evangelien Zeugin von Kreuzigung, Grablegung und Auferstehung Jesu. Ja, sie ist die Erste der sich Jesus als Auferstandener zeigt, obwohl sie ihn zunächst nicht erkennt und für den Gärtner hält und von dem sie den anderen Jüngern – wie in unserem Text – erzählt. Mehr erfahren wir von ihr nicht.

Maria aus Magdala ist früh am Ostermorgen am Grab. Sie ist traurig über Jesu Tod und wird noch trauriger als sie nicht einmal mehr seinen Leichnam in dem offenen Grab findet. Sie weint, weicht aber nicht. »Frau, was weinst du?«, wird sie gefragt und »Wen suchst du?« – erst dann gibt sich Jesus ihr zu erkennen, lässt sich aber von ihr nicht berühren (‚noli me tangere‘). Sie erhält von Jesus den Auftrag den Jüngern von dieser Begegnung zu erzählen und tut genau dies. Ostern – die Auferstehung ist da.

Unglaublich. Unglaublich? Doch gerade dem Glauben wahr, nur glaublich, denn anders als Maria haben wir nur die Möglichkeit zu hören und zu glauben. Eine wirklich unglaubliche Geschichte einfach zu glauben. Das ist Ostern. Gott hat den Tod besiegt. Trotz allen Leides und aller Bitternis über den Tod behält er doch nicht das letzte Wort.

Christ ist erstanden
von der Marter alle.
Des solln wir alle froh sein;
Christ will unser Trost sein.
Kyrieleis.

Wär er nicht erstanden,
so wär die Welt vergangen.
Seit dass er erstanden ist,
so freut sich alles, was da ist.
Kyrieleis.

Bleibt/Bleiben Sie gesund und Gott befohlen.
Ihr/Euer Wolfram Gauhl



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