Sommeruniversität 2024 – F KUNSTWELTEN UND ÄSTHETISCHE ERFAHRUNG

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Seminare

Es werden die folgenden Seminare angeboten:

F  1 /   A Future for our Past: Conservation of Heritage in a Long Durée Perspective 

The preservation of cultural heritage has been a longstanding endeavor, driven by a recognition of the intrinsic value of our collective human history. Over the past centuries, attitudes towards cultural artifacts and monuments have evolved significantly, reflecting changing societal values, technological advancements, and global awareness.

In the mid-19th century, as industrialization swept across the globe, there emerged a growing awareness of the need to safeguard cultural treasures threatened by rapid urbanization, development, and conflict. The devastating effects of wars and colonial expansion underscored the vulnerability of cultural sites and artifacts to destruction and looting. In response, the first steps towards organized cultural heritage protection were taken, marked notably by the establishment of national museums, antiquities laws, and international treaties aimed at preventing the illicit trafficking of cultural objects.

The late 19th and early 20th centuries witnessed a burgeoning interest in archaeology and historical preservation. Scholars and enthusiasts alike recognized the importance of preserving not just individual artifacts but entire sites and landscapes, leading to the development of systematic excavation methods and conservation techniques.

The mid-20th century brought about a pivotal shift in attitudes towards cultural heritage protection, catalyzed in part by the widespread destruction of World War II. Subsequent decades saw the expansion of international frameworks for heritage protection, including UNESCO's World Heritage Convention in 1972, which aimed to identify and preserve sites of outstanding universal value.

As we move into the 21st century, the challenges facing cultural heritage protection have become increasingly complex and multifaceted. Rapid urbanization, climate change, and the rise of global tourism present new threats to vulnerable sites and monuments, while advances in technology offer both opportunities and challenges for conservation and documentation efforts. Moreover, debates around cultural heritage have evolved to encompass issues of representation, ownership, and the rights of indigenous communities, highlighting the need for a more inclusive and equitable approach to heritage management.

This course aims to cover all the related issues regarding the protection of cultural heritage in a long durée perspective. It also aims to address the new challenges and opportunities that the 21st century presents.

Seminarleitung: Barış Altan

Veranstaltungsort: Odenthal // 29.7.-2.8.2024

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F 2 / Lebst Du noch oder wohnst Du schon? – Über den »Sitz« des Wohnens im menschlichen Leben

Wir gebrauchen unentwegt in unseren spontanen Redewendungen das Wort »wohnen«, in der Regel jedoch ohne seine Bedeutung explizit zu reflektieren. »Lebst Du noch oder wohnst Du schon?«, heißt es. Aber lassen sich Leben und Wohnen gegenseitig aufrechnen, als ob das Wohnen eine Steigerung des Lebens darstellte? Der Religionsphilosoph Paul Tillich behauptet: »Wir wohnen nicht um zu wohnen, sondern wir wohnen um zu leben.« Das Wohnen, so wie es alltäglich vollzogen wird, steht allen Studierenden als Erfahrungswissen zur Verfügung. Die Praxis des Wohnens, ihr Gelingen ebenso wie ihr Scheitern, liegt vor jeder fachdisziplinären oder theoretischen Beschäftigung, die nur sekundär und abgeleitet sein kann. Philosophiehistorisch steht diese Einsicht in der Tradition von Hermeneutik und Phänomenologie. Deren grundlegende wissenschaftskritische Einlassungen, die einen verstehenden lebensweltlichen Zugang fundieren, werden wir im Seminar kennenlernen.

Wegweisend für diesen transdisziplinären Weg ist dann vor allem Martin Heideggers Vortrag »Bauen Wohnen Denken«, der großen Einfluss auf die fächerübergreifende Diskussion des Wohnens (und Bauens) genommen hat. Der Text des Vortrags wird im Zentrum der Auseinandersetzung mit dem Wohnen im Seminar sein. Der bereitgestellte Reader und sein Studium sollen den Teilnehmern und Teilnehmerinnen Orientierung geben, sich entlang von einschlägigen Texten auf die gemeinsamen Diskussionen vorzubereiten.

Seminarleitung: Prof. Dr. rer. pol. habil. Dipl.-Ing. Achim Hahn
Veranstaltungsort: Freiburg

Zeitraum: 4. - 8. März
Dauer: 5 Tage

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F 3 / Wie baute man eine Kathedrale? Einblicke in das mittelalterliche Baugeschehen

Für gotische Kirchenbauten finden sich in der Regel keine schriftlichen Quellen zum mittelalterlichen Baugeschehen. Viele der uns überlieferten Quellen aus dem Mittelalter wie Schriftstücke, bildliche oder figürliche Darstellungen, auf deren Informationsgehalt ein Teil unserer Kenntnisse zum Mittelalter beruhen, geben meistens wenig Auskunft über die Architektur: weder zu Baumaterialien noch zu Konstruktionen, Bauabläufen, Planänderungen oder zur Bauorganisation. Damit fehlen uns Informationen zur Entstehung der Gebäude. Um diese Informationen zu erhalten, muss man das Bauwerk selbst befragen, bauhistorische Befunde, d. h. sämtliche baulichen Überreste in ihrem Zusammenhang, lesen.
Es ist das Fach Bauforschung, das sich mit der gebauten Quelle beschäftigt, um die gesamte Geschichte eines Bauwerks zu erfassen. Die Bauforschung ist eine Spezialdisziplin der Architekturforschung. Da mittelalterliche Gebäude in der Regel nicht dokumentiert sind, exakte Pläne fehlen, gehört zu jeder Bauuntersuchung eine genaue Dokumentation, an deren Beginn ein genaues Bauaufmaß steht. In diesem wird jede Verformung, jedes einzelne noch so kleine und für die Baugeschichte relevante Detail genau erfasst. Diese sind es, die manchmal vielleicht überraschende Erkenntnisse zur Baugeschichte aufzeigen. Dokumentation und Befundauswertung sind Grundlage für weitere wissenschaftliche Ausarbeitungen. Zudem geben die gewonnenen Erkenntnisse entscheidende Informationen für eine gewissenhafte, dem jeweiligen Objekt angemessene und wirtschaftliche Planung.
Im Seminar werden wir nach einem Einblick in die Vorgehensweise des mittelalterlichen Bauens des 13. / 14. Jahrhunderts anhand des Kölner Domes, im Vergleich zu französischen Kathedralbauten, und der daraus abzulesenden Aufgabe des Baumeisters, der Bauhütten und der Auftraggeber eigene Bauanalysen an einem ausgewählten Objekt anfertigen. Im Zentrum des Seminares steht eine eigene Bauaufnahme einschließlich der Untersuchung des Bauteils und einer zeichnerischen Rekonstruktion von Bauphasen sowie die Auseinandersetzung mit in der Gotik entwickelten Konstruktionen wie Maßwerken und Strebewerken.

Seminarleitung: Dr. Maren Lüpnitz
Veranstaltungsort: Odenthal

Zeitraum: 29. Juli - 2. August
Dauer: 5 Tage

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F 4 / Spürsinn – Erfassen intuitiver Erkenntnis- und Dialogprozesse mit Praktiken künstlerischen Forschens

Im Resonanzgeschehen mit unserer Umgebung – im Miteinander, im Umgang mit Materialien, Texten, Medien, Dingen, Architektur und Landschaft – finden wir Inspiration und treffen unzählige intuitive Entscheidungen, die über künstlerische Forschungsinstrumente erfasst und nachvollzogen werden können. Der Einbezug gespürten Erlebens setzt eine Versprachlichung des Erfahrenen voraus. Über die mikrophänomenologische Gesprächs- und Selbstreflexionsmethode (Petitmengin) sowie deren Erweiterung um eine Tastkomponente (Mark) lassen sich Zugänge zu Bereichen der Wahrnehmung sowie deren Versprachlichung eröffnen, die uns bislang verschlossen schienen. Wo wir bisher (noch) nicht genau wussten, »wie wir genau sagen sollen«, lässt sich ein Vokabular für die Beschreibung performativen Geschehens und eigener Regungen entwickeln, das Facetten von »Berührt«- oder »Bewegt«-Sein differenziert beschreiben lässt und den Wortschatz für die Verbalisierung gespürter Regungen und zur Erfassung des Gewahrwerdens von Gefühlseindrücken nachdrücklich erweitert. Über den Einbezug einer Tastkomponente ist zudem ein erweiterter Zugriff auf dynamisches Erinnerungsgeschehen möglich.
Angesiedelt an der Schnittstelle von rationalem und konkret spürbarem Erleben greifen wir zur praxistheoretischen Reflexion auf Ansätze des Embodied Critical Thinking zurück, die über das körperleibliche Spüren eine vertiefte Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen, künstlerischen und / oder sozialen Prozessen anregen.
Nach der Einführung in die mikrophänomenologische Gesprächstechnik wird Einblick in die Vielfalt künstlerischer Forschungsverfahren und -praktiken gegeben, deren Potenzial wir in experimentellen Settings erkunden. Praktische Impulse aus dem Feld der Performance Art sind integraler Bestandteil der Seminarstruktur und eröffnen körperleibliche Zugänge zur Dynamik von (handlungsleitenden) Denk- und Wahrnehmungsstrukturen. Gemeinsam mit der Künstlerin Evamaria Schaller schaffen und gestalten wir performative Erfahrungsräume, in denen kokreativ Körper, Konzepte, Material und Mitwelt in ihrer Komplexität erkundet und explorativ erschlossen werden. Prozessbegleitend treten wir in einen Austausch über das Erfahrene einschließlich der wechselseitigen Durchdringung von Theorie und Praxis ein. Darüber hinaus sind der Besuch einer Gastkünstler*in sowie eine Exkursion geplant.

Fußnote: Das mikrophänomenologische Gespräch ist nicht mit einem üblichen Dialog vergleichbar, in dem fragend und antwortend, im Austausch aufeinander eingegangen wird. Vielmehr gleicht es einem begleiteten Selbstdialog und einer selbstreflexiven Anleitung zum Lauschen auf eigenes gedankliches und spürbar wahrnehmbares Geschehen. Im Zentrum des Gesprächs steht die Wiedervergegenwärtigung eines Erfahrungsmoments, der aus der eigenen Sicht auf das Geschehen (Erste- Person-Perspektive) kleinschrittig entfaltet wird, um innewohnende Dynamiken und inhärente Strukturen zu erfassen. Mittels der Technik lassen sich Entscheidungsprozesse verfolgen, vorreflexive Anteile des Erlebten werden zugänglich und mitteilbar. 

 

Seminarleitung: Dr. Elke Mark, Evamaria Schaller
Veranstaltungsort: Villigst

Zeitraum: 12. - 17. August 2024
Dauer: 5 Tage

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